Dr. Udo Hildenbrand*
Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime (ZDM) in Deutschland, Aiman Mazyek, hat anlässlich des „Internationalen Tages zur Bekämpfung von Muslimfeindlichkeit“ am Mittwoch, dem 15.3.2023, von der Bundesregierung die Einsetzung eines „Beauftragten gegen Muslimfeindlichkeit und für Muslimisches Leben“ gefordert.
Es sei „höchste Zeit“, diesen „notwendigen Schritt“ zu unternehmen. Dabei glaubt er, folgende Beobachtung weitergeben zu müssen, die jedoch auch in diesen Ausführungen hinterfragt werden wird:
Wir sind leider jeden Tag und weltweit Zeugen dieser menschenverachtenden Haltung, wo Hass und Vorurteile gegenüber Muslimen ausgegossen werden.
Dass wir in regelmäßigen Abständen von islamisch motivierten Anschlägen hören, ignoriert Herr Mazyek wohl wissentlich. Gerne jedoch geriert er sich als der „große Vorsitzende“, wobei er in seinem Verband lediglich zwischen geschätzten (!) 40.000 – 80.000 Muslime in Deutschland vertritt.
Der große Vorsitzende und die kleine muslimische Herde
Dazu ein aufschlussreicher Vergleich: Mit fast 124.000 Katholikenrepräsentiert der katholische Dekan von Karlsruhe erheblich mehr katholische Christen als der Zentralrat der Muslime in Deutschland muslimische Glaubensangehörige. Dieses Missverhältnis sollte bei der Gewichtung von Meinungen und Forderungen des ZMD und seines Vorsitzenden nicht unbeachtet bleiben.
Kritik und Selbstkritik gehören zum Leben
Mit der erhofften Hilfe von Verbündeten in den Parteien bzw. in der aktuellen Regierung versucht Herr Mazyek erneut, dass auch in unserem demokratischen Staat nach dem Vorbild der islamisch dominierten OIC- Staaten Kritik am Islam als muslimfeindlich gebrandmarkt, verfolgt und bestraft wird.
Dabei merkt er mit Seinesgleichen immer noch nicht: Wie das Wasser zum Leben und die Opposition zur Demokratie gehören, so gehören auch Zweifel, Kritik und Selbstkritik zum Zusammenleben der Menschen auf allen Ebenen. Dabei ignoriert der ZDM-Vorsitzende geflissentlich auch die Logik, die wohl für jeden denkenden, nicht ideologieverrannten Menschen sofort einsichtig ist: Wer Islam-Kritik zu verhindern sucht, will letztlich die Diktatur des Islams.
Wahrlich Anlass zur Kritik: Der Koran
Herr Mazyek, nehmen Sie doch bitte mal Ihren Koran in die Hand: Unterstreichen Sie jetzt mit einem roten Farbstift zunächst nur den darin ständig auftauchenden diffamierenden Begriff „Kafir“/ „Kuffar“ (= „Ungläubige/r“), anschließend auch jene übergroße Anzahl von Aussagen, die massiv gegen die nichtmuslimische Welt gerichtet sind.
Ihre Koran-Ausgabe wird sich Ihnen nun schnell und immer intensiver in roter Farbe präsentieren. Aber das wissen Sie ja. Auch, dass hinter diesen Begriffen und Aussagen eine Fülle von Vorurteilen, Diffamierungen, von Hass, Hetze und Gewalt stehen, und damit vor allem auch die Erfahrung von unendlichem Leid, von Intoleranz, Diskriminierung, Not und Tod unzähliger Menschen – nicht nur in früheren Jahrhunderten, sondern auch heute.
Im Blick auf die Frage nach der Gewalt in ihren vielfältigen Formen, wie sie sich grundlegend bereits im Koran stellt und sich in der gesamten islamischen Lehre spiegelt, fängt bereits die berechtigte und auch notwendige Kritik an der Religion Mohammeds an.
Alle Menschen haben eine Würde – oder die gleiche Würde?
Der „Internationale Tag zur Bekämpfung von Muslimfeindlichkeit“ soll „eindringlich“ daran erinnern,“ „dass alle Menschen eine Würde haben …“. Damit sagen Sie, Herr Mazyek, ausdrücklich nicht, was die UN-Menschenrechts-deklaration von 1948 sowie unser Grundgesetz gemeinsam stark betonen und zugleich fordern: Dass nämlich alle Menschen die gleiche unantastbare Würde haben – unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Alter, Religion, sexueller Orientierung oder Status. Denn eine Aussage dieser Art würde Ihrem islamischen Selbstverständnis zutiefst widersprechen.
Alle Nichtmuslime sind nämlich nach islamischem Selbstverständnis Kuffars = Menschen mit unwertem Leben. Diese haben zwar auch eine Würde, die jedoch ganz unten angesiedelt ist. Auch ein Sklave hat so eine Würde! Ganz oben in dieser „Würde-Skala“ stehen natürlich die Muslime. Herr Mazyek, mit Ihrer Aussage von der menschlichen Würde versuchen Sie auch hier wieder ungeniert erneut, Ihren Mitmenschen Sand in die Augen zu streuen.
Zitat ohne Quellenangabe aus dem jüdischen Talmud
„Denn aus Worten können Taten werden“ – so, Herr Mazyek, Ihre grundsätzlich richtige Feststellung im Kontext Ihrer jüngsten Forderung nach Verbot von Islam-Kritik, auch wenn diese allgemein gültige Wahrheit nicht aus Ihrer Feder stammt. Denn ohne Quellenangabe benutzen Sie hier ein Zitat aus dem jüdischen(!) Talmud.
Vor allem aber übersehen Sie, dass die Wahrheit dieser Feststellung in erschreckender Weise dokumentiert wird in so vielen Worten und Aussagen des Korans, denen entsprechende Taten in der Geschichte gefolgt sind und auch heute weiterhin folgen – von vielen Menschen angstbesetzt erlebt. Und genau dies ist ein weiterer entscheidender Grund für die notwendige Islamkritik, die Sie unter Androhung von Strafen in unserem demokratischen Land, in der die Meinungsfreiheit ein wesentlicher Ausdruck unseres freiheitlichen Rechtsstaats ist, unterbinden möchten.
Die islamische Gewalt-Geschichte
Schlagen Sie doch bitte jetzt auch noch Ihr Geschichtsbuch auf. Es berichtet gewiss von den blutigen Eroberungskriegen, Raubzügen, Sklavenjagden usw. des Islams, jedoch wohl eher nicht von den vielen Millionen Opfern in der 1400- jährigen Geschichte Ihrer Religion.
Werden von den Muslimen nicht die Siege über die „Ungläubigen“ triumphierend als Bestätigung der Wahrheit Ihrer Religion gefeiert? Sie wollen doch wohl nicht diese zahlreichen kriegerischen Expansionen und Invasionen des Islams etwa als Verteidigungskriege deklarieren? Oder vielleicht doch? Muslime müssen sich verteidigen, wenn sie in Afrika ausbrechen und in Länder Europas und Asiens kriegerisch eindringen? Wie wäre es mit der Diskussion über ein interessantes Thema: Die Muslime als die weltweit erfolgreichsten Imperialisten, Invasoren, und Kolonisatoren der Weltgeschichte in Afrika, Asien und lange Jahrhunderte auch in Europa?
Die Frage nach der Schuld und nach den Schuldbekenntnissen im Islam
In diesem Kontext wäre es auch von hohem Interesse, die Frage nach der Schuld zu stellen, die sich die muslimische Welt in ihren unzähligen Eroberungskriegen über die Jahrhunderte hinweg aufgelastet hat. Zeigen Sie, Herr Mazyek, doch der Öffentlichkeit, an die Sie sich immer wieder mit salbungsvollen Worten wenden, ein einziges Dokument, das als Schuldbekenntnistext der Muslime für vergangenes oder heutiges Unrecht bezeichnet werden kann. Sie wissen doch: Wer vergangene Schuld nicht eingesteht, läuft Gefahr, in der Gegenwart und/oder in der Zukunft seine Untaten zu wiederholen. Nicht zuletzt ist auch deshalb sowohl Islam-Kritik als auch Islam-Selbstkritik absolut notwendig.
Christenverfolgung und Verfolgung anderer Nichtmuslime
Möglicherweise denken Sie in diesem Zusammenhang so nebenher auch an die gegenwärtigen islamverursachten Christenverfolgungen. Eine Reihe islamischer Länder tun sich in diesen unmenschlichen Vorgängen ja besonders menschenfeindlich hervor. Dann sollten Sie spätestens jetzt erkennen, wie berechtigt und notwendig Kritik im Islam und Selbstkritik am Islam sind.
Doch erfahrungsgemäß werden Sie nicht etwa bescheidener in Ihren Forderungen – oder womöglich vor Scham ganz still. Vielmehr streiten Sie wohl die vorliegenden (zeit-) geschichtlichen Fakten in dreister Weise ab und drehen dazu noch den Spieß einfach rum, wie in jener eingangs zitierten Aussage. So muss im Blick auf die Diskriminierung und Verfolgung von Christen und anderen Nichtmuslimen wie Hinduisten, Buddhisten, Atheisten usw. in islamischen dominierten Ländern Ihr oben notiertes Zitat in leichter Abänderung wahrheitsgetreu lauten:
Wir sind leider jeden Tag und weltweit Zeugen dieser menschenverachtenden Haltung, wo Hass und Vorurteile von Muslimen gegenüber Nichtmuslimen ausgegossen werden.
Was sagten Sie, Herr Mazyek, bei Ihrer Wortmeldung zum Tag der Bekämpfung der Muslimfeindlichkeit? Dieser Tag erinnere „eindringlich“ daran, „dass … wir die Vielfalt der Religionen und Weltanschauungen achten, die die Basis jedes friedvollen Zusammenlebens ist“. O je! O je! Welch eine Heuchelei!
Demokratisch gesinnte Menschen wollen jedenfalls unter keinen Umständen, was in den islamisch geprägten Ländern an der Tagesordnung ist: Das Verbot der Islamkritik. Dazu hier noch einige Hintergrundinformationen zum Problemfeld „Kritik am/im Islam“:
Keine Zweifel, keine Kritik, keine Selbstkritik im Islam
Die islamische Dominanz-, Unterwerfungs- und zugleich Überlegenheitsdoktrin gegenüber allem Nichtislamischen verhindert Hinterfragen und Zweifel, Kritik und gleicherweise Selbstkritik. Wer herrscht, neigt dazu, keine Kritik zuzulassen und um Selbstkritik lieber einen großen Bogen zu machen. Zur islamischen Haltung der Verweigerung von Selbstkritik, die auch als verachtenswerte Schwäche gilt, notiert der ägyptisch-deutsche Politikwissenschaftler und Publizist Hamed Abdel-Samad:
„Aber auch friedliche Muslime machen mit den Radikalen gemeinsame Sache, wenn sie unter Berufung auf ihre religiösen Gefühle jede Kritik am Islam zurückweisen. Sie kommen mit dem Anspruch hierher, dass keiner ihre Religion kritisieren darf. Sie profitieren von der hiesigen religiösen Toleranz und Vielfalt, die ohne Religionskritik und Aufklärung nie möglich gewesen wären, wehren sich aber gegen die gleichen Werte der Aufklärungen, wenn es um ihre Religion geht.“
Kritisches Hinterfragen führt zur Weiterentwicklung
Der Zweifel mit seinem kritischen Hinterfragen und Suchen, Prüfen, Überprüfen und Nachprüfen gehört zu einem menschenwürdigen Leben, entsprechend auch zum Glauben, ebenso zu jeder Weltanschauung. Hinter dem (Selbst-) Zweifel steht die Erfahrung der Unsicherheit und Ungewissheit, zugleich die Sehnsucht nach Beweisen, Gewissheit und Sicherheit. Das Zweifeln und das Fragen führen dabei zur Weiterentwicklung und zu Entdeckungenin allen Lebensbereichen. So ist das Zweifeln und Fragen auch eine unverzichtbare Erkenntnismethode im Bereich der Wissenschaft. Dies heißt auch: Ohne Kritik ist keine Wissenschaft möglich, auch keine kulturelle und gesellschaftliche Weiterentwicklung, keine Demokratie.
Verbot und Legitimität von Islamkritik
Im Islam jedoch gibt es für die Freiheit zum Zweifel im Bereich des Glaubens keinen Raum und Ort (vgl. Sure 49,15).
Man hat … kein Recht, überhaupt Fragen zu stellen. Kritische Fragen zu stellen, bedeutet zu zweifeln. Und Zweifeln ist Gotteslästerung.
Neca Kelek
Dagegen stellt der ehemalige Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) gewiss im Blick auf eine Selbstverständlichkeit in einem freiheitlich-demokratischen Staat fest: „Es muss erlaubt sein zu sagen, dass der muslimische Glaube eine Verwirrung ist.“ Er hätte durchaus auch vom christlichen Glauben oder von einer bestimmten Weltanschauung sprechen können.
Lästige Islamkritiker aber werden mit etwa folgenden Vorwürfen abgeschmettert: Sie würden etwas aus dem Zusammenhang reißen, könnten den Koran nicht verstehen, weil sie kein Arabisch kennen usw. So darf an dem angeblich von Allah „diktierten“ Koran nicht gerüttelt, nichts bezweifelt und so auch nichts historisch eingeordnet werden. In der Folge trifft man bei Muslimen immer wieder auf eigenartige, auch geschichtswidrige Aussagen wie etwa:
Muslime morden nicht − Es gab keinen Völkermord der Osmanen an den Armeniern − Der 9/11 2001 in New York war ein Komplott des „Weltjudentums“ bzw. ein Inside-Job der Amerikaner − Die IS wird von den „Zionisten“ gesteuert − Osama Bin Laden war ein CIA-Agent − Boko Haram sind keine „echten Muslime“ − Sämtliche Attentate von Madrid bis Brüssel haben nichts mit dem „wahren Islam“ zu tun − Terror im Namen des Islams hat mit dem Islam nichts zu tun.
Unglaubliche Selbstkritik im Islam
Nicht nur Herr Mazyek sei in diesem Kontext (erneut) erinnert an die drastischen und überraschend selbstkritischen Aussagen des ägyptischen Staatspräsidenten Al Sisizur Gewalt im Islam, die er gegenüber 600 religiösen Führern und Koranstudenten der Al-Azhar-Universität Kairo nach dem Attentat in Paris 2015 gemacht hat, entgegen jeglichem Verbot zur Selbstkritik im orthodoxen Islam:
„Das Werk der islamischen Texte und Ideen, die wir über Jahrhunderte als heilig erklärt haben, erzürnt die gesamte Welt.“ Weiter heißt es in diesem Bericht: Es „könne nicht sein, dass 1,6 Milliarden Muslime die restliche Weltbevölkerung töten wollen, nur um selbst leben zu können“. Der Muslim Al-Sisi stellt fest: „Die islamische Weltgemeinschaft (Umma) wird zerrissen und ist verloren – durch unsere eigenen Hände“; es „sei unfassbar, dass das, was die Muslime als ihr religiöses und heiliges Erbe betrachten, für sie selbst und den Rest der Welt als Quelle der Angst, der Gefahr des Mordens und der Zerstörung wahrgenommen wird. Unmöglich!“
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Dr. Udo Hildenbrand und Reinhard Wenner
„Kritische Stellungnahmen zum Islam“
Verlag Kardinal-von-Galen-Kreis e.V.
Herausgeber: Reinhard Dörner
ISBN; 978-3-97 16867-8-4
Preis 22,90 €
So lange der Vorrat reicht, können sog. Autoren-Exemplare mit Versandkosten für € 19.80 € per E-Mail bei udo.hildenbrand@gmx.de oder reinhard.wenner@gmx.de bestellt werden.
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Nach dem Attentat in Brüssel im Jahr 2016 wurde ein Interview mit dem in Ägypten offensichtlich sehr bekannten TV-Moderator Omer Adibzum Thema Islam und Terror ausgestrahlt. Empört, beinahe außer sich vor Wut, schreit er los:
„Wir haben vor 1000 Jahren den Verstand getötet. In unserer Religion existieren diese Verbrechenslehren und sie werden weiterverbreitet. Wann sehen wir das ein, statt uns seit 1400 Jahren selbst zu belügen?“
Unglaubliche Worte von Kronzeugen berechtigter und absolut notwendiger Islam-Selbstkritik, denen noch eine Fülle anderer selbstkritischer Aussagen von bekannten Muslimen hinzugefügt werden könnten! Wohlgemerkt: Diese Feststellungen des ägyptischen Staatspräsidenten und des Moderators sind nicht nur an die Hardware-Muslime wie Salafisten, Islamisten und islamische Terroristen gerichtet, sondern an die gesamte islamische Welt, so auch an die sunnitische Al-Ashar-Universität in Kairo. Die besondere Stellung von Präsident und Moderator erklärt wohl, dass beide Aussagen von den islamischen Autoritäten offensichtlich sanktionsfrei geblieben sind.
Kriminalisierung und Pathologisierung der Islam-Kritiker
Die Verhinderung von Islam-Kritik geschieht häufig durch den Versuch der Pathologisierung und Kriminalisierung der Kritiker mittels des Vorwurfes der „Islamophobie“ (=Islamhass-, hetze) und des sog. „Antimuslimischen Rassismus“, Geforderte strafrechtliche Maßnahmen erinnern dabei an den Versuch der Unterbindung von Kritik an der DDR und der Sowjetunion in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Dazu vier kritische Stimmen:
● „Dort, wo das Christentum nach Belieben beschimpft werden darf, während die Islamkritik zur Straftat wird, befinden wir uns bereits mit mehr als einem Fuß mitten im autoritären Staat.“ (David Engels, Althistoriker)
● „Wer sich der islamischen Gewalt unterwirft und keine Kritik mehr übt, hat verloren. Wer sich aber zur Wehr setzt und Kritik übt, wird zum Nazi erklärt und hat also auch verloren.“ (Sabatina James, Exmuslima, Autorin)
● „Ich hatte ja schon von der Forderung berichtet, antimuslimischen Rassismus zum Strafbestand zu erklären. Mir ist nicht geläufig, dass es einen Strafbestand für antichristlichen, antibuddhistischen Rassismus gibt. Was immer das auch sein mag, wir stehen hier einer ausgeprägten Kritikunfähigkeit gegenüber“ – so Heinz Buschkowsky, ehem. Berliner SPD-Bezirksbürgermeister.
● „Deutschland hat eine Rechtsgrundlage, auf der man Papst, Jesus und die Kirche kritisieren darf – warum also nicht den Islam? Ich möchte als Muslim keine Extra-Behandlung. Man muss klar sagen: Für viele ist Mohammed eine historische Persönlichkeit, kein Prophet. Es ist also eine unsinnige Erwartung von Gläubigen, dass alle ihn so verehren, wie sie selbst. So viel Überheblichkeit ist krank“ (Ednan Aslan, islamischer Religionspädagoge).
Keine kulturelle Selbstaufgabe der nichtmuslimischen Mehrheitsgesellschaft
Im Kontext der Islamthematik werden Sorgen und Ängste in der Bevölkerung hervorgerufen auch durch Selbstislamisierungstendenzen und andere Verhaltensweisen, die auf einen freiwilligen kulturellen Rückzug, sogar auf eine kulturelle Selbstaufgabe der nichtmuslimischen Mehrheitsgesellschaft gegenüber z. B. muslimischen Verbänden und zugleich auf eine unübersehbare, jedoch vielfach geleugnete Islamisierung schließen lassen. Zu den zahlreichen Beispielen für falsche Rücksichtsnahmen, Rückzugsmaßnahmen und Selbstaufgabe zählen:
- Der Versuch, Islamkritik zu verbieten, zu pathologisieren und zu kriminalisieren.
- Der Versuch, islamische Regeln, Normen und Werte aufzuzwingen muss unterbunden werden – folglich keine Rücksichtnahme auf islamische Speisevorschriftengewohnheiten, den Ramadan und Feiertage.
- Die ständigen Forderungen nach Sonderrechten für Muslime. Deshalb keine „Islamkonferenz“, kein „Internationaler Tag zur Bekämpfung von Muslimfeindlichkeit“, keine Einsetzung eines „Beauftragten gegen Muslimfeindlichkeit und für muslimisches Leben“.
Die Verantwortung der Politik für die Meinungsfreiheit auch in Sachen „Islamkritik“
Die politischen Verantwortungsträger, die von den muslimischen Interessenvertretern in Sachen „Verbot von Islamkritik“ angesprochen werden, sollten im Hinblick auf das drängende Problem der verschiedensten Formen von Gewalt und Terror im Islam bedenken:
Wer sich weigert, Stellung zu beziehen zur islamischen Gewalt in ihren vielfältigen Formen, …
● ähnelt den bekannten Drei-Affen-Figuren, die sich alle körperlichen Kommunikationskanäle zuhalten: „Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen“,
● verstößt gegen die Einsicht, dass Gewalt der größte Feind der Demokratie ist,
● muss damit rechnen, dass ihm auch ein Grundsatz des kanonischen Rechts vorgehalten wird: „Wer schweigt, scheint zuzustimmen“,
● macht sich mitschuldig an der Fortsetzung von Gewaltverbrechen in der Welt. Er verhindert nämlich das absolut notwendige, sogar innerislamisch mit dramatischen Worten geforderte theologische Aufarbeiten der Gewaltproblematik im Islam.
Warnung vor den Folgen einer gescheiteren Appeasement-Politik
Sie sollten sich in diesem Kontext auch die ihnen wahrscheinlich bekannten Worte des evangelischen Theologen Martin Niemöller (1892-1984) mahnend in Erinnerung rufen, der gegen jegliche Appeasement-Politik Stellung bezog:
„Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist. Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Sozialdemokrat. Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Gewerkschafter. Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.“
Später sollen möglicherweise noch zwei weitere Verse hinzugekommen sein (?): „Als sie die Juden holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Jude. Als sie die Katholiken holten, habe ich nicht protestiert: Ich war ja kein Katholik“.
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*) Dr. Udo Hildenbrand ist katholischer Theologe (Priester) und Publizist (u.a. bei conservo)