Michael van Laack
In diesen Tagen geht die Angst um im Zentralkomitee der deutschen Katholiken und in Teilen der Deutschen Bischofskonferenz. Nachdem vier deutsche Bistümer die gemeinsame Finanzierung durch den Verband der deutschen Diözesen verweigert haben, müssen nun andere Geldbrunnen gebohrt werden, um das kostspielige Projekt „Synodaler Weg/Synodaler Ausschuss/Synodaler Rat“ mit üppigen Finanzmitteln auszustatten.
Angedacht sind Umwidmungen von Haushaltstiteln oder auch das Vorziehen von Veränderungen in Personalschlüsseln, was mit der ein oder anderen Entlassung verbunden wäre. Spenden könnte man freilich auch sammeln, nur glauben die Linkskatholiken nicht daran, dass wirklich viele Gläubige ihnen Geld überweisen würden, damit die katholische Kirche Deutschlands in ein Schisma hineinstolpern kann, wie es Kardinal Kasper neulich ausdrückte.
Ohne Geld kein Sex… oder so!
In diesen Tagen zeigt sich, dass ich mich irrte, als ich vor einigen Monaten in einem Artikel schrieb, Sex in allen Variationen und unter verschiedensten Aspekten betrachtet sei das Thema Nr. 1 für die Mitglieder der anders-katholischen Kirche, dem folge Radikalfeminismus und die Rettung des Weltklimas. Denn auch für die deutschen Spezialkatholiken ist der schnöde Mammon das Wichtigste – ohne Geld macht es keinen Spaß, die römisch-katholische Kirche von den Füssen auf den Kopf zu stellen
Schon zu Beginn des Jahres 2020 stellte sich die keineswegs papstfreundliche FAZ die Frage, was der „Synodale Weg“ eigentlich sei: Schwatzbude oder kirchliche Erneuerung? Die endgültige Antwort auf diese Frage erhielten wir dann spätestens am Ende der fünften Vollversammlung des Synodalen Wegs: Schwatzbude und Sammelbecken aller Häresien, das bisher sieben Millionen Euro Kirchensteuern verschlungen und nichts weiter als unerfüllbare Begehrlichkeiten vor allem bei den Mitgliedern der kirchlichen Verbände geweckt hat.
Was Alexander Borgia konnte, kann Bätzing auch! Oder doch nicht?
Weitere drei Millionen bräuchte man nun auf jeden Fall, hieß es aus den Schaltzentralen der Deutschkatholiken, um in den nächsten drei Jahren standesgemäß im “Synodalen Rat” darüber diskutieren zu können, wie man gleichzeitig die Lehre und Praxis der Kirche in Fragen der Sexualmoral, der Priesterweihe der Frau und des Zölibats pulverisieren und sich zugleich weiterhin glaubwürdig römisch-katholisch nennen könne.
Letzteres ist äußerst wichtig, denn sollte man im Vatikan zu der Ansicht gelangen, zahlreiche Bischöfe würden Häresien verbreiten, das Kirchenrecht mit Füssen treten und sich eine eigene Kirche basteln, gäbe es keinen Cent mehr für die tiefgläubigen Revolutionäre. Würde der Vatikan das Konkordat aufkündigen und alle anderen Verträge mit der Bundesrepublik Deutschland als Rechtsnachfolger des Deutschen Reiches, wäre sofort Schluss mit sämtlichen Privilegien (z. B. dem Einzug der Kirchensteuer durch den Staat, die Finanzierung der Bischöfe aus Steuergeldern oder Fördermitteln für zahlreiche Projekte. Im Fall der Exkommunikation (die immer nur Einzelpersonen betrifft) könnten die individuellen Folgen weitaus unangenehmer sein.
Und dennoch:
Schwatzbude mit fataler Wirkung
Eine Beschlüsse fassende Schwatzbude, deren Vertreter – während sie noch auf ihrem Weg zur Staatskirche ist – peu a peu im vorauseilenden Gehorsam umsetzen wird, was man ihr nicht sofort verbietet, ist hochgefährlich. Sie verunsichert zahlreiche Gläubige, führt zu Spaltungen unter Bischöfen, Priestern und schlimmstenfalls auch quer durch katholische Familien.
So z. B. – um mit den harmlosesten Dingen zu beginnen – eine zunächst punktuelle und sich dann auf leisen Sohlen bis zur Flächendeckung ausweitende Einladung zur Teilnahme an der Kommunion für Protestanten und andere christliche Gemeinschaften, vielleicht sogar über die Gemeinschaft der Christen hinaus. Oder Gottesdienste, an denen der Priester sich einfach mal aus dem Geschehen herausnehmen kann, weil Bäcker Müller die Predigt hält und Chefsekretärin Huber die Wandlung übernimmt.
“Pastorale Notwendigkeiten“ – Ein Keulenbegriff
Die Versammlungen des Synodalen Weges hatten ursprünglich das Ziel, diverse Beschlüsse zu fassen und diese Rom vorlegen zu können mit dem Vermerk: „Heiliger Vater, dies und das machen wir jetzt schon länger als ein Jahr in all unseren Kirchen und es ist positiv aufgenommen worden. Aus pastoralen Gründen können wir nun auch nicht mehr hinter diese Entwicklung zurück!“
So ist es z. B. gelaufen bei der Einführung der Handkommunion in den Benelux-Staaten Ende der 60er des vergangenen Jahrtausends. Als Experiment deklariert, um dann die Unverantwortbarkeit der Rücknahme der Erlaubnis aus „pastoralen Gründen“ (dieses Wording ist untouchable) zu postulieren, was folgerichtig zur weltweiten Erlaubnis der Handkommunion führte.
Am Ende verstiegen und gefielen sich dann zahlreiche Bischöfe des Westens sogar darin, die Mundkommunion wahrheitswidrig als verboten darzustellen. Priester nennen sie in ihren Predigten unhygienisch; oft sind dies übrigens dieselben Priester, die bei der Kommunion unter zwei Gestalten gern dazu auffordern, die ganze Gemeinde möge aus dem gleichen Kelch trinken oder aber die Hostie in den Kelch tunken wie ein Keks in den Kaffee.
Nur eine Schwatzbude, aber eine mit Intrigenpotenzial
Da aber die Synodalversammlungen in der Tat lediglich Schwatzbuden darstellten, wurden zumeist nur schwammige und entschärfte Positionen zu Papier gebracht, mit denen man bei Papst Franziskus kaum mehr als ein müdes Gähnen oder die Nachfrage: Was wollt ihr denn eigentlich?“ erreichen würde.
Freilich gab es zwischenzeitlich auch einige klare Ansagen aus Rom (Synodaler Rat unerlaubtes Gremium, Sexualmoral der Kirche bleibt unverändert, segensfeiern für LGBT unerlaubt, Zölibat stabil und Priestertun der Frau kein Diskussionsthema. Dieses aufblitzen von Autorität aber hat manche Bischöfe und vor allem das ZdK um Stetter-Karp noch wütender gemacht, sodass sie in diesen Monaten einfach mal ausprobieren, wie weit sie gehen können, ohne mit Kirchenstrafen belegt zu werden.
Eines aber wird in diesen Tagen klar: Ohne Geld keine Kirchenrevolution. Das hatten sich die Beteiligten zweifellos einfacher vorgestellt.
Wird Franziskus oder ein anderer Papst die deutsche Kirche auf die ursprüngliche Lehre und Praxis zurückwerfen?
Wie wird der gesundheitlich massiv angeschlagene „Heilige Vater“ im Vorfeld seiner eigenen Weltsynode im Oktober auf die allerneuesten Provokationen von Bätzing & Co. reagieren? Wird auch er zuerst ans Geld und dann an das Evangelium und die Lehre der Kirche denken? wird er zittern bei dem Gedanken, dass der Vatikan sich in einer finanziellen Schieflage befindet und es sich nicht leisten kann, deutsches Geld abzulehnen?
Das Gift, dass die Schlange in die Ferse des Apostolischen Stuhl pumpen wird, nennt sich „Germanoeuro-Toxin“ oder „Peterspfennig Plus“. Hat der Vatikan ausreichend Gegengift in seiner Apotheke? Und: Ist man sich in Rom darüber im Klaren, dass niemand so gut wie die Deutschen innerlichen Lobbyismus beherrschen, wie sie bereits in der ersten Phase des II. Vatikanischen Konzils gezeigt haben?
Ist das Kardinalskollegium schon in der Hand der Linken?
Der Supergau wäre freilich ein westeuropäischer Linkskatholik als Nachfolger von Papst Franziskus. Einige mögen das aktuell noch von der Hand weisen, aber der linkskatholische Reformwahn nähert sich in manchen einflussreichen Staaten des Westens aktuell einem neuen Höhepunkt, der jenen der Konzilsväter (1962-1965) noch toppen könnte.
Wir erinnern uns jenes Konzils, dessen Beschlüsse und vor allem deren Rezeption der Kirche fast weltweit eine Krise in Klerus und Orden (Verweltlichung, die an jene in der Renaissance erinnert) und eine allgemeine Glaubenskrise ähnlich jener während des Exils in Avignon und während des großen abendländischen Schismas beschert haben. Wenn der deutsche Synodale Weg die Weltsynode kapern könnte, würden wir ähnliches in einer deutlich höheren Geschwindigkeit erleben.
Keine Unschuldslämmer, aber doch nur Kinder ihrer Zeit
Deshalb ist es nur folgerichtig, dass die „Enkel“ der Krisenverursacher fern jeglichen Gespürs für Ursache und Wirkung konsequent den Weg weitergehen. Denn das hat man ihnen von den Kanzeln und später an den Unis und in den Seminaren eingebläut:
Seht, hier ist das Neues Pfingsten und seine süßen Früchte. Ihr seid die Ausleger und Vollstrecker des Willens des Konzilsgeistes, der mit dem Heiligen Geist identisch ist. Zugleich seid Ihr die Winzer im Weinberg. Der wilde Eber ist die Tradition, die Ihr aus diesem Weinberg verjagen müsst.
Eigentlich kann man ihnen keinen Vorwurf machen. Sie sind die Kinder einer Mutter, die unter den Wehen permanenter Risikoschwangerschaft ein Reformunheil nach dem anderen geboren hat und weiterhin gebiert, aber ihre Kinder – seien sie auch noch so missgestaltet – dennoch liebt und bis aufs Blut verteidigt.
Maranatha? – Für diese Kirche ist Umkehr nicht mehr möglich!
Meiner Ansicht nach ist der „Point of no Return“ bereits überschritten, der Niedergang weiter Teile des westeuropäischen Teils Weltkirche binnen der nächsten zwei Jahrzehnte nicht mehr aufzuhalten. Es wird – wenn überhaupt – nur eine kleine Herde sein, die „überlebt“. Ob sie die Kraft findet, irgendwann einmal die Kirche aus dem Vergessen der Gesellschaften neu ans Licht zu führen?
Wir wissen es nicht! Wir können nur in unseren Zirkeln weiter nach außen wirkend mahnen, warnen und für uns selbst – so gut es geht – eine feste Burg bauen, damit jene, die wie ein brüllender Löwe umhergehen, keine Möglichkeit haben, uns zu verschlingen und keine Schlange durch einen Riss im Mauerwerk eindringen kann, um uns in die Ferse zu beißen.