Michael van Laack
Während die Augen der Welt auch am Tag danach noch auf Prigoschin und Putin gerichtet waren, blickten zahlreiche Politiker und Journalisten hierzulande auf einen der kleinsten Landkreise: Sonneberg in Thüringen. Denn dort, so befürchteten sie, könnte das Böse in Gestalt von Robert Sesselmann einen Sieg erringen und von dort aus mit Unterstützung von Björn Höcke die Gründung des Vierten Reiches in Gang setzen.
Nicht zum ersten Mal wurde zuvor das beliebte “Alle gegen die AfD” gespielt, nachdem ihr Kandidat die Stichwahl um ein kommunales Spitzenamt erreicht hatte. Sogar die Rechtsnachfolger der Mauerschützenpartei riefen zur Wahl des CDU-Kandidaten Jürgen Köpper auf, welcher sich im Vorfeld auch dankbar zeigte, dass wie einst in der DDR die Einheitsfront geschlossen gegen “faschistische Elemente” mobil mache.
Eine (un-)erwartete Niederlage
Diesmal allerdings waren die Bemühungen nicht von Erfolg gekrönt: AfD-Team 1, Allparteien Auswahl 0. Das veranlasste erwartbar zahlreiche Spitzen vor allem der Bundesebene, ihre schwersten Waffen aus dem Arsenal zu holen, während andere begannen, den Erfolg kleinzureden.
Den Vogel schoss wie immer Genosse Ralf Stegner MdB ab. Den Original-Tweet löschte er zwar sehr schnell, nachdem er vermutlich darauf aufmerksam gemacht wurde, dass eine Twittersperre im Raum stehen könne. Allerdings hat der dunkelrote Bordersholmer die Existenz dieser unfassbaren Aussage kurz danach dankenswerterweise noch einmal auf andere Weise dokumentiert.
Hitlers Machtergreifung in einer historischen Linie mit Sesselmanns Wahl. Die ganze Verzweiflung des argumentations- und diskursunfähigen Spezialdemokraten in einem Tweet:
Man müsste lachen, wenn es nicht so traurig und so gefährlich wäre, steht Leuten wie ihm und den anderen, die hier noch zu Wort kommen lassen möchte, doch die Tür des Büros des Verfassungsschutzpräsidenten Haldenwang stets offen. Bekanntlich hat Haldenwang kürzlich erklärt, es sei zwar nicht nur aber auch Aufgabe des BfV, die AfD nicht nur in den Umfragen deutlich nach unten zu drücken.
Spaltung ist, wenn wir nicht gewinnen!
Entrüstet ist selbstverständlich auch die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, die zunächst zurecht darauf hinweist, dass wir hier nur ein kommunales Ereignis (wenn auch mit Symbolcharakter) sehen, im zweiten Teil ihres Tweets dann allerdings vor Spaltung warnt:
Bei 52,8 zu 47,2 % ist die Gesellschaft also in Gefahr, durch die siegreiche Partei gespalten zu werden; beim umgekehrten Ergebnis hätte die grüne Spitzenpolitikerin ohne Berufsausbildung und Studienabschluss zweifellos davon gesprochen, dass die Sonneberger Bürger die Spaltung durch die Verteidigung der Demokratie verhindert hätten.
Ins gleiche Horn wie Göring-Eckardt bricht ihr Parteikollege und Grünen-Bundesvorsitzender Omid Nouripour. In der Sprache der Nationalsozialisten (ob ihm das überhaupt bewusst ist) kommentiert er das Wahlergebnis. Auch für Hitler stand die Bekämpfung der feinde Deutschlands im Inneren stets ganz oben auf der To-do-Liste:
Selbstverständlich darf hier auch Karl Lauterbach nicht fehlen, der in den vergangenen Jahren schließlich persönliche Erfahrungen sammeln konnte, wie man die Demokratie aushebeln kann und solche Akte deshalb dem politischen Mitbewerber nicht erlauben will.
Als ich “mitgenommen werden” las, fiel mir spontan ein alter DDR-Witz ein:
Der verdeckte Stasimitarbeiter sagt in der Kneipe zu einem Gast: “Kennen Sie den Unterschied zwischen sich und der Theke?” “Nein!” “Die Theke bleibt hier und Siee nehme ich mit.”
In den nächsten Wochen und Monaten wird die buntfaschistische Einheitsfront Mann und Maus in Bewegung setzen, um die AfD nach unten zu drücken. Fast jedes Mittel dürfte ihr recht sein. Denn der Siegeszug des Sozialismus gerät zunehmend in Gefahr. Sie waren sich völlig sicher, die große Mehrheit der Bevölkerung im Sack zu haben. Doch dann kam Corona und der Ukrainekrieg, die Inflation und eine Energiepolitik, die diesen Namen nicht verdient. Und die Leute gerieten zunehmend ins Nachdenken darüber, ob die versprochene grüngoldene Zukunft tatsächlich das halten könne und wolle, was sie verspricht.
Robert Sesselmann wünsche ich viel Erfolg in seinem Amt. Vor allem aber muss er so gut wie möglich iwachsam bleiben. Denn es gibt definitiv Kräfte in diesem Land, die ihn lieber drei Meter unter der Erde als auf dem Chefsessel Im Landratsamt sehen möchten.