Michael van Laack
In den vergangenen Wochen mussten wir immer häufiger Aufforderung der jeweils zuständigen Polizeibehörden lesen, die Bürger mögen bitte bei Blockaden und anderen Straftaten der “Letzten Generation” Ruhe bewahren, artig die Polizei informieren, auf dass ein paar freundliche Beamte zu dieser oder jener Straße kämen, dort die Angeklebten vor Straftatsverkürzung durch kriminelle Autofahrer beschützen, mit Kaffee, Tee oder Kaltgetränken vorsorgen und nach der achten liebevollen und dennoch erfolglosen Ansprache, man möge doch bitte aus eigener Kraft die Straße verlassen, professionelle Entklebung durchführen könnte.
Denn – so die Polizei – nur sie dürfe eine Nötigung im Straßenverkehr beenden. Alles würde nach Recht und Ordnung ablaufen, die Personalien der Ökofaschisten aufgenommen, ggf. Anzeige erstattet und den Weltklimarettern danach selbstverständlich wieder die Freiheit geschenkt, damit sie entweder noch taggleich oder spätestens am übernächsten Tag erneut eine Hauptverkehrsstraße kurzzeitig zum Erliegen bringen, irgendein Werk zur Herstellung ihnen nicht genehmer Produkte blockieren oder einen Neuwagen-Transporter besprühen können.
Bitte greifen Sie nicht ein, das Besprühen des Brandenburger Tors ist OK!
Der Aufruf der Polizei, nicht selbst Hand anzulegen, ist juristisch zwar nicht zu beanstanden, doch er birgt durch seine Redundanz eine nicht unerhebliche Gefahr. Nämlich die, dass sich die Botschaft “Bitte tun Sie selbst nichts, um eine Straftat zu beenden oder zu verhindern”, auch auf andere von den Bürgern wahrgenommene Vorfälle auswirken könnte.
Nur so scheint es mir auch erklärlich, dass bei dem gestrigen Farbangriff auf das Brandenburger Tor kein einziger Passant auch nur den Versuch machte, die vom ÖRR und anderen Medien als Aktivisten verharmlosten Straftäter davon abzuhalten, dass Brandenburger Tor zu besprühen (die Absicht der mit Feuerlöschern bewaffneten Personen war schon hundert Meter vor dem Objekt zu erkennen, da einige aus der Gruppe bereits den Boden eines Platzers reichlich besprüht hatten, bevor ihre Haupthelden sich über eines der geschichtsträchtigsten Wahrzeichen der Bundesrepublik Deutschland hermachten).
Und auch, dass niemand zumindest verbal von unten auf jene Personen einzuwirken versuchte, die bis zum Stehkragen voll mit krimineller Energie bereit waren, den Tod eines Polizisten durch den Sturz von einer Hebebühne aus sieben bis acht Metern billigend in Kauf zu nehmen.
„Tod“ ist ein „gutes“ Stichwort
Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass sich diverse politische Parteien in Deutschland, deren Mitglieder als Innenminister bzw. Innensenator tätig sind oder als hohe Polizeioffiziere Schlüsselstellen der exekutiven Macht besitzen, nichts sehnlicher wünschen als einen oder mehrere Martyrer aus den Reihen der “Letzten Generation”. Idealerweise sollte der Tod im Video festgehalten worden sein, um das Martyrium strategisch besser auskosten zu können.
Z. B. ein Autofahrer, der einen Klimakleber überfährt oder über ein Brückengeländer stürzt. Anders ist kaum mehr zu erklären, dass die Polizei in Deutschland (anders als z. B. ihre Kollegen in den Niederlanden oder in Frankreich) seit Jahren ausschließlich mildeste bis milde Mittel anwenden, um Eingriffe in den Straßenverkehr und Nötigung zu beenden.
Schlagstöcke, Wasserwerfer oder eine unsanftere Ablösevariante angeklebter Körperteile müsste mittlerweile die Antwort sein. Solche Bilder würden auf die sogenannten Aktivisten ihre Wirkung nicht verfehlen und zudem den Bürgern zeigen, dass sie vom Staat nicht alleingelassen werden.
Bleiben Sie ruhig, bleiben sie Schlafschaf!
Stattdessen im Subtext die Botschaft: „Bitte bleiben Sie ruhig: Ihr Arbeitgeber wird vollstes Verständnis dafür haben, dass sie zum dritten Mal in dieser Woche zwei Stunden zur spät zur Arbeit kommen, ihre Frau kommt auch ohne sie bei der Hausgeburt klar und ihre Mutter wird mit dem Versterben auch gern länger warten, als der Arzt gerade per Telefon angekündigt hat.“
Das ist die Haltung der Polizei: Bürger, sei folgsam. Eure Regierung und wir haben nun mal beschlossen, euch die “Letzte Generation“ weiterhin als Zumutung vor die Nase zu setzen. Wehrt ihr Euch, seid ihr Straftäter. Lasst Ihr euch nicht nötigen, kommt ihr vors Gericht. Ihr solltet eher dankbar sein, dass die “Letzte Generation” Euch mit ihren Eventuell-, Möglicherweise- oder Vielleicht-Straftaten jeden Tag an eure Pflicht erinnert, den entscheidenden Beitrag zur Rettung des Weltklimas zu leisten.
Wenn es notwendig wäre, würde ich draufhauen!
Ganz in ehrlich, sollte ich, was Gott verhüten möge, in die Situation kommen, meine im Sterben liegende Tochter oder Mutter möglicherweise nicht mehr sehen könnte, weil sich ein oranger Buntfaschist auf der Straße angeklebt hat, auf der mein Taxi mich zum Krankenhaus bringen wollte, ich würde aussteigen, ihn auch auf die Gefahr hin, dass er sich dabei am angeklebten Körperteil verletzt, von der Straße ziehen und falls er sich erneut in Richtung Straße bewegen wollen würde, die Kniescheibe zertrümmern, damit er nicht mehr schnell genug auf die Straße zurückkriechen könnte, bevor ich im Taxi zu meinem sterbenden Angehörigen weiterfahren würde.