Michael van Laack
Mal gewinnt man, mal verliert man. Das ist im Sport so und in der Politik nicht anders! Der AfD ist es entgegen der hohen Erwartungen nach einem klarem Erstrunden-Sieg ihres Kandidaten für das Amt des Oberbürgermeisters in Nordhausen nicht gelungen, dieses gute Ergebnis so deutlich zu steigern, wie es notwendig gewesen wäre, um die Allparteien-Zivilgesellschaftswählerschaft unter 50 % zu halten. Das ist bedauerlich, aber Fakt!
Es war zu erwarten, dass einige enttäuschte Wähler oder Sympathisanten sogleich “Wahlfälschung” rufen würden. Das wäre auch nicht weiter schlimm, denn einzelne Stimmen gehen in der Masse der Postings, Tweets und Kommentare in den sogenannten “sozialen” Netzwerken” schnell unter.
Ganz anders allerdings, wenn reichweitenstarke Blogs oder YouTube-Channels auf den Wahlfälschungs-Zug aufspringen oder doch zumindest Zweifel nähren. Dort lesen oder sehen oft Hundertausende bis Millionen mit. So z. B. auch auf „Philosophia Perennis“, jenem Blog, der für einige Jahre so etwas wie mein virtuelles Wohnzimmer war.
Verantwortungslos und brandgefährlich, von Wahlbetrug zu faseln!
Wenn man für ein großes Publikum schreibt, hat man eine größere Verantwortung gegenüber seinen Leser, die einem gewissermaßen an den Lippen hängen, weshalb es mir während der Zeit in gemeinsamer Redaktionsverantwortung mit David Berger auf „Philosophia Perennis“ wichtig war, grundsätzlich niemals auf Züge aufzuspringen, die unsere Stoßrichtung oder unsere Anliegen durch den Transport von mäßig entstellten Wahrheiten oder hochspekulativen Thesen vor die Wand fahren und so am Ende nur einem nutzen würden: dem jeweiligen politischen, kirchlichen oder gesellschaftliche Gegner. Polemisieren, rhetorisch hin und wieder auf roten Linien tanzen, satirisch/sarkastisch zu analysieren? Alles erlaubt – aber niemals unehrlich oder absurd spekulativ argumentieren.
Manch anderer Blog, der der neuen Rechten zugeordnet wird, hat sich in verstörender Weise zur Wahl in Nordhausen geäußert. Dass aber mein ehemaliger Weggefährte David Berger sich ebenfalls so positionieren würde, habe ich nicht erwartet und macht mich einmal mehr traurig, wenn ich auf das einstmals Verbindende zwischen uns zurückschaue.
Im heute erschienenen Artikel
nährt er auf Basis eines Tweets des knapp 40.000 Follower starken Ex-Twitter-Accounts “Hartes Geld” die Spekulation, die Briefwahl in Nordhausen könne manipuliert worden sein, weil das Stimmverhalten der Briefwähler fast diametral zum Stimmverhalten der Urnenwähler stehe. Diese Feststellung ist zwar korrekt, doch bereits in der ersten Wahlrunde schnitt der AfD-Kandidat bei der Briefwahl überdurchschnittlich schlecht ab:
AfD-Mann Prophet lag dort (wie der obige Statistikausschnitt zeigt) im Mittel bei 30 % der Stimmen, Teile der Allparteien-Front (CDU, SPD und der parteilose Buchmann) im Mittel bei 63 %. Grundsätzlich sahen wir in den vergangenen Jahren überall bei Wahlen in Deutschland, dass linken Parteien zugeneigte Wähler überdurchschnittlich häufig die Briefwahl nutzen. Nordhausen bildet hier also keinen Ausreißer, der Aufmerksamkeit verdienen würde.
Ein PP-Leser lieferte in der Kommentarspalte unter dem Blogartikel noch ein weiteres schlüssiges Argument:
Die AfD hat in Nordhausen alles gegeben, aber bei einer Wahlbeteiligung knapp unter 60 % augenscheinlich zu wenige Nichtwähler für sich aktivieren und ebenso wenig CDU- und FDP-Wähler des ersten Wahlgangs in größerer Zahl bewegen können, ihrem Kandidaten die Stimme zu geben.
Das eigene Ego zu hypen hilft Deutschland nicht!
Das ist das ganze “Geheimnis”, nicht mehr und nicht weniger. Deshalb halte ich es für unverantwortlich, nach Aufmerksam zu heischen und die eigene Reichweite zu missbrauchen, Leser mit problemlos widerlegbaren Spekulationen zu bedienen und die aus anderen Gründen berechtigte Demokratieverdrossenheit mit verdorbener Kost weiter anzufüttern.
Besser wäre es gewesen, lieber David, Du hättest zu diesem Thema wie zu manch anderem in den vergangenen zwei Jahren geschwiegen. Alle Prinzipien, die Du mich einst gelehrt hast, verrätst Du Stück um Stück!