Wir brauchen nur einen König: „Demokratische“ und andere “Könige” haben wir genug!

Michael van Laack

Heute feiern die der Tradition verbundenen Katholiken das Christkönigsfest, die dem Novus Ordo von 1969 verpflichteten tun dies am letzten Sonntag vor dem Beginn des Advents. Die meisten Nicht-Katholiken oder Nichtchristen werden möglicherweise die Nase rümpfen, wenn sie von diesem Fest hören, manche gar schon beim Lesen des Begriffs “König” angewidert das Gesicht verziehen. Doch das Thema “uneingeschränkte Herrschaft” bzw. den Willen, eine solche peu à peu zu errichten, scheint mir in unseren Tagen aktueller denn je.

Auch vielen fortschrittlichen, der Zukunft zugewandten und ihren geistlichen Durst synodal aus den Quellen des Zeitgeistes löschenden Katholiken ist dieses Fest suspekt: „Mit dem Motiv “König” tue ich mich außerordentlich schwer!“ Jahr um Jahr eröffnete mein ehemaliger Duisburger Heimat-Pfarrer Michael Kemper (heute Stadtdechant von Bochum und Wattenscheid) mit diesen Worten seine Predigt zum heutigen Christkönigsfest. Aus einem bestimmten Blickwinkel heraus betrachtet hatte er selbstverständlich recht. Die aktuell in unserem Land lebenden Menschen haben mit Monarchien keine persönliche Erfahrung gemacht, kennen sie nur aus zumeist negativ besetzten historischen Berichten.

„Gut“ sind für die meisten heutigen Menschen Könige nur bei verschiedenen Kartenspielen oder im Märchen. Und auch die Bibel zeigt uns Könige nur sehr selten als die fröhlich lächelnden Herrscher, die von irgendwoher Gold und Reichtum in die Schatzkammern gespült haben und ihre Untertanen bestalimentieren. Das sind eher Eigenschaften, die man unserer heutigen „Herrschern“ und leider oft zu Unrecht zuschreibt.

Von König David zu Herodes Antipas

Während David (der Goliath-Bezwinger) und der weise Salomon als vorbildliche Könige dargestellt werden, die zwar den Feinden hin und wieder was vor die Knabberleiste gaben, aber ihrem Volk Israel nur Gutes taten, zeigt uns die Heilige Schrift auch manche nicht sonderlich freundliche Gestalt. König Ahab (870–851) z.B., der für seine Expansionsgelüste den Bürgern einen hohen Blutzoll abverlangte. Oder Pekach (734-732), der gern die Assyrer ausgerottet gesehen hätte, um sein Reich am Ende in die Abhängigkeit dieses Feindes zu führen. Die meisten Könige des alten Israel und des späteren Südreichs waren aber vermutlich doch eher Stammesführer ohne Expansionsgelüste. Zumindest berichtet die Geschichte des Altertums nichts sonderlich Aufregendes über sie

Ein positives Bild vermitteln dann zu Beginn des Neuen Testaments die „Heiligen Drei Könige“, auch wenn diese vermutlich niemals irgendein Reich beherrscht haben. Zu Königen wurden sie später „gekrönt“, weil man damals Weisheit, Treue und die Bereitschaft, (dem Volk) zu dienen, als wichtige Tugenden oder Eigenschaften von Königen verstand und diese in den drei „Weisen aus dem Morgenland“ verwirklicht sah. – Kaum aber waren die Drei abgezogen, zeigten der grausame König (Tetrach) Herodes im Kindermord und später sein Sohn Herodes Antipas durch die Anweisung zur Enthauptung Christi und später durch sein Mitwirken an der Auslieferung von Christus an die Römer unschöne Seiten von Königen.

Feudalismus + Größenwahn: Auslöser des Niedergangs der Monarchie

Von vielen Kaisern und Königen wird in der Geschichte berichtet, die grausam, machtlüstern und gierig waren. Manches wird gewiss übertrieben sein, aber ein Blick in die Geschichte welchen Jahrhunderts auch immer zeigt uns deutlich: Milde Herrscher. die ihr Volk pfleglich behandeln ließen und /oder keine Expansionsgelüste hatten, gab es kaum. Zum Ausgang des Mittelalters und in der Blüte der Renaissance wurde dann der Grundstein für den Niedergang für der Monarchien gelegt. Immer häufiger Aufstände gegen die Herrscher, die nicht einsehen wollten, dass man weder eine Zitrone noch ein Volk unendlich häufig auspressen kann.

So kam es, wie es kommen musste: Die britische Monarchie hatte sich schon früh „demokratisiert“. dann fiel Frankreichs Königtum zunächst unter den blutigen Fallbeilen der Jakobiner, endgültig in der Rezeption der Niederlage Bonapartes. Ins Wanken gerieten auch Italien, Portugal und Spanien. Endgültig vorbei war es mit der Monarchie in Europa nach der Absetzung des deutschen Kaisers Wilhelm II., dem Fall der österreichisch-ungarischen Monarchie und dem Sturz des russischen Zaren durch Lenin. – Parallel machten die Kommunisten in China mit dem Kaiser kurzen Prozess. In Japan dauerte es allerdings noch bis zum Fall der Atombombe, bis die Macht des Herrschers endgültig verdunstet war.

Und auch in unserer Zeit scheinen die Mitglieder der wenigen verbliebenen repräsentativen Monarchien nicht allesamt begriffen zu haben, dass Vorbild fürs Volk sein ihre erste Pflicht ist. Man schaue nur auf den Umgang des britischen Königshauses mit der später tödlich verunglückten Prinzessin Diana, den Pädophilie-Skandal um Prinz Andrew oder die Flucht des spanischen Ex-Königs Juan Carlos nach Saudi-Arabien.

Das Christkönigsfest ist noch keine 100 Jahre alt

1925 – also nachdem die meisten Monarchien im Meer der Geschichte versunken waren und die Erinnerung an den „Großen Vaterländischen Krieg“ nicht nur in Deutschland noch frisch war – führte Papst Pius XI. das Fest ein. „Eifersüchteleien unter den Völkern, die eine friedliche Wiederversöhnung noch weitgehend behindern“, nahm er wahr. Er spürte, dass sieben Jahre nach dem Ende des Krieges nicht nur noch keine Versöhnung geschaffen war, sondern die „Gefahr der Verfestigung des Hasses“ noch viel Schlimmeres für die Zukunft befürchten ließ.

Nicht zuletzt deshalb war es sein Wunsch, Jesus Christus möge nun auch öffentlich über die Völker herrschen in dem Sinn, dass sein Herz voller Nächsten- und Feindesliebe in allen Menschen schlagen möge. Ein frommer Wunsch, wie wir heute wissen. Gott hat die Welt erschaffen, er kann sie mit einem Fingerschnipp auch wieder auslöschen. Aus diesem Bewusstsein heraus setzte Pius XI. das Fest ein. Die Herrschaft Gottes über die Erde sollte sichtbar werden, in dem sich alle Staaten eine Verfassung gäben, die die Königsherrschaft Christi anerkenne und ihren Bürgern die Liebe vermittle, die diesem Herzen entströmt. Der Laizismus (jegliches Tun und Lassen, Arbeiten und Regieren, Herrschen und Dienen ohne Bezug auf Gott) führt ins Chaos.

Auszüge aus der Enzyklika „Quas primas“

In einer ausführlichen Enzyklika legte der Papst die Gründe dar, warum er dieses Fest als Signal gegen den Laizismus eigesetzt sehen wollte. Quelle der Übersetzung ist ein Heft aus einer langen Reihe neu aufgelegter kirchlicher Dokumente, deren Herausgeber Karl Haselböck unter dem Serien-Titel „Freude an der Wahrheit“ war (Quas primas, Wien, 1996).

* 40 … Die Kirche, welche von Christus als vollkommene Gesellschaft gegründet wurde, muss aus höchst eigenem, unveräußerlichem Recht volle Freiheit und Unabhängigkeit von der bürgerlichen Gewalt für sich beanspruchen. Ferner kann die Kirche in der Ausübung ihres göttlichen Amtes, zu lehren, zu leiten und alle Glieder des Reiches Christi zur ewigen Seligkeit zu führen, nicht von fremder Willkür abhängen…

* 41 … Es ist eine Forderung seiner göttlichen Würde, dass die ganze menschliche Gesellschaft sich nach den göttlichen Gesetzen und den christlichen Grundsätzen sichte, sowohl in der Gesetzgebung und in der Rechtsprechung wie auch in der Heranbildung der Jugend zu gesunder Lehre und zu sittlicher Unbescholtenheit.

* 42 … Christus soll also herrschen über den Verstand des Menschen, der in vollkommener Unterwerfung seiner selbst den geoffenbarten Wahrheiten, den Lehren Christi fest und beständig beipflichten muss; herrschen soll Christus über den Willen, der den göttlichen Gesetzen und Vorschriften folgen muss; herrschen soll er über das Herz, das die natürlichen Gefühle zurückdrängen und Gott über alles lieben und ihm allein anhangen muss; … Wenn all diese Gedanken den Gläubigen zur Betrachtung und Beherzigung vorgelegt werden, so werden sie umso leichter zur höchsten Vollkommenheit gelangen.“

Vielleicht tut sich der ein oder andere nicht mehr ganz so schwer mit den Wünschen und Forderungen dieses Papstes, wenn er darauf schaut, was sich in der Folgezeit in laizistischen Gesellschaften bis heute entwickelt hat. Staat und Kirche müssen getrennt sein. Wir wollen keine politische Theokratie. Sondern Christus soll – nein muss – herrschen in den Herzen aller Glieder unserer Gesellschaft. An dem Tag, wo dies gelingt, wird die Welt so friedlich und voller Barmherzigkeit sein, wie unsere linken Freunde sie ohne Gott erreichen wollen.

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