Gründonnerstag: Hätte Judas Christus nicht geküsst, wäre der Osterhase nie erfunden worden

Michael van Laack / Benedikt Baur / Ildefons Schuster

Heute ist Gründonnerstag. Während die Habecks dieser Welt vermutlich annehmen, dass an diesem Tag der Heilige Geist über ihre Gründungsmitglieder gekommen ist, an dem er der Welt die einzige Partei schenkte, die der Menschheit noch Heil und Rettung bringen kann, möchte ich unseren Lesern anhand von zwei auch in katholischen Kreisen kaum noch bekannten oder gar gelesenen Autoren einen etwas tieferer Einblick in die Thematik des Tages geben.

Denn immer schneller und mehr gerät die Bedeutung christlicher Feiertage bei uns in Vergessenheit. Während ein deutscher Schüler heute nach mindestens acht Jahren (christlichen) Religionsunterrichts bei Schulabschluss zwar weiß, dass Islam „Frieden“ bedeutet, kennt er die Grundlagen des eigenen Glaubens häufig nur unzureichend, wird von den schon seit Jahrzehnten anderskatholischen Religionslehrern darüber hinaus redundant mit Zweifeln geimpft und wächst entsprechend wie intendiert zum lehramtskritischen Christen heran, der dann irgendwann die Konsequenzen aus dem Gelernten zieht und – postchristliches Gedöns für die wahre Offenbarung haltend – nicht nur die Kirche verlässt, sondern den Glauben verliert und schlimmstenfalls in der Apostasie endet.

Gründonnerstag: Gedenken an zahlreiche wichtige Momente der Kirche

Benedikt Baur schreibt im II. Teil seines vierbändigen Werkes “Werde Licht” (II. Teil: Osterfestkreis, Ausgabe letzter Hand, Freiburg, 1959):

Im Lateran, der Kirche des heiligsten Erlösers, sind wir heute Zeugen der Wiederaufnahme der Büßer in die Gemeinschaft der Gläubigen. Sie haben Buße getan. Sie waren vom gemeinsamen Opfergang und von der Teilnahme an der heiligen Kommunion ausgeschlossen. Heute dürfen sie die Bußzeit beenden. Sie dürfen wieder ihre Gaben zum Altar tragen und das erste Mal die heilige Kommunion empfangen. Wir fühlen ihre Freude und ihre Dankbarkeit gegen den Erlöser mit. Wir stimmen in ihr Gebet ein, mit dem sie ihren ersten Opfergang machen: “Ich werde nicht sterben, ich werde leben (Offertorium).

Wir erinnern uns heute zugleich an die Ereignisse im Leben Jesu, die den Gründonnerstag auszeichnen: den Abschied Jesu von Bethanien, den Gang zum Abendmahlssaal, das Abendmahl (Ostermahl), die Fußwaschung, die Einsetzung der heiligen Eucharistie und des Priestertums, die Abschiedsrede des Heilandes und das hohepriesterliche Gebet, den Gang in den Ölgarten, das Ölbergleiden, den Verrat des Judas, die Gefangennahme Jesu. Die heilige Liturgie gedenkt insbesondere der Einsetzung des Allerheiligsten Altarsakramentes.

Heute beginnt die Osterfeier

Ildefons Schuster wählt in seinem „Liber Sacramentorum“ (hier: III. Band (Der Neue Bund im Blute des Erlösers), Regensburg, 1929) eher einen liturgiegeschichtlichen Ansatz, der sich auch in seinem Gründonnerstagstext findet:

In der Erlöserkirche, neben der sich seit dem 5. Jahrhundert der ständige Wohnsitz der Päpste erhob, begann heute die Osterfeier. Ursprünglich fanden am Gründonnerstag drei Messen statt: die erste am Morgen, bei der die öffentlichen Sünder wieder in die Kirche aufgenommen wurden; bei der zweiten weihte man die hl. Öle, die für die Salbung der Kranken und für die Taufe bestimmt waren; die dritte endlich gegen Abend, verbunden mit der Osterkommunion, war der Erinnerung an das Abendmahl des Herrn geweiht. Wegen dieser langdauernden Funktionen wurde die Station nicht in St. Peter, das früher außerhalb der Stadtmauern lag, sondern in der nahen Laterankirche gefeiert.

Der heutige Ritus ist einfacher; seit die öffentliche Buße außer Übung gekommen ist, werden auch die hl. Öle in der Osterkommunionmesse geweiht.*

Diese dreimalige Versammlung veranlasste die Alten, die Zeremonien in kluger Weise zu kürzen; aus den Urkunden des 8. Jahrhunderts ersehen wir, dass die dritte Messe gleich mit der Präfation begann, ohne Psalmengesänge, Lesungen und die anderen Teile vor dem Kanon. So erklärt es sich, dass in unserm Missale der ganze erste Teil der heutigen Messe keine eigenen Elemente aufweist, sondern aus anderen Messformularen zusammengetragen ist.

Einsetzung des Altarssakramentes

ZUR LESUNG

Der Text handelt von der Einsetzung des Altarssakramentes und von der rechten Vorbereitung des Leibes und der Seele, „um seiner Gnaden teilhaftig zu werden. Dieser Abschnitt wurde zwar schon in der Mette gelesen, aber er wird hier wiederholt, da sein eigentlicher Platz in der Messe des Gründonnerstags ist: In Korinth war die Unsitte eingerissen, dass beim Liebesmahl, bei dem nach dem Vorbild des Erlösers und der Apostel die Eucharistie gefeiert wurde, die Reichen für sich aßen und auf die Armen und die später Kommenden keine Rücksicht nahmen.

Es war nicht mehr das Mahl des Herrn, sondern erinnerte an die Mähler, wie sie bei den heidnischen Kultgenossenschaften Brauch waren. Ein wahres Liebesmahl diente nicht so sehr zur Befriedigung der leiblichen Bedürfnisse, als vielmehr dazu, um die Erinnerung an das Mysterium durch gemeinsame Feier und Teilnahme am Gedächtnisopfer des Todes Christi wachzuhalten.

Deshalb sollte ein jeder vorher sein Gewissen erforschen, damit er das Brot des Lebens nicht unwürdig genieße und sich Tod und Verdammnis zuziehe. Die Messe ist also nach der Lehre des Apostels ein wahres und eigentliches Opfer zum Gedächtnis an den Kreuzestod des Heilandes auf Golgotha. Daher müssen wir mit lebendigem Glauben und dankbarer Gesinnung daran teilnehmen, wollen wir die Früchte der Erlösung gewinnen. Zum Opfer gehört auch die Teilnahme am Opfermahle. Die Völker des Altertums sahen in diesem Mahl die innigste Verbindung zwischen dem dargebrachten Opfer und dem Opfernden, in dessen Namen der Priester es der Gottheit weihte. Das Opfer vertritt die Stelle dessen, der es darbringt, und deshalb genießt er von der Opferspeise, um so sein Einssein mit dem Opfer auszudrücken.

ZUM EVANGELIUM

Die Fußwaschung. – Diese Erzählung steht nur in losem Zusammenhang mit dem Geheimnis der Eucharistie und verrät dadurch ihre spätere Einfügung in das Messformular; ehemals wurde sie am Dienstag der Karwoche gelesen.

Durch die Fußwaschung wollte uns Jesus ein Beispiel, ja ein Gebot gegenseitiger Liebe geben, aber auch eine Lehre, wie rein wir uns ihm nahen sollen. „Wer aus dem Bade kommt, braucht sich nur noch die Füße abzuspülen.“ D. h. um Jesu Freundschaft würdig zu sein, reicht es nicht hin, dass wir frei von schwerer Sünde sind, wir müssen diese auch verabscheuen und aus dem Herzen alles entfernen, was Gott missfällt.

„Rein gewaschen in der Quelle – Scheucht das Kreuz die Sünde fort“

HYMNUS AUS DER GALLIKANISCHEN LITURGIE BEI DER WEIHE DER KRANKENÖLE

Höre, Richter aller Toten,
Aller Todgeweihten Trost,
Hör‘ die Rufe deiner Diener,
Die ein Friedenspfand dir weih’n.
O Erlöser, nimm entgegen Deiner Sänger frohes Lied.

Jener Baum, vom Licht befruchtet,
Trug dies Weihgeschenk an sich:
Demutsvoll schenkt es das fromme
Volk nun dir, dem Heil der Welt.
O Erlöser…

Innig flehend am Altare,
Mit der Inful** auf dem Haupt,
Krönt der Bischof seine Handlung
Mit der Weihe dieses Öls.
O Erlöser…

Gnade leihe, Herr, und weihe
Dieses Öl, o Himmelsfürst,
Diesem Zeichen sollen weichen
Der Dämonen böse Macht.
O Erlöser…

Durch die Salbung mit dem Öle
Werde neu der Menschheit Stamm,
Werde die verletzte Würde
Hergestellt zu neuem Glanz.
O Erlöser…

Rein gewaschen in der Quelle
Scheucht das Kreuz die Sünde fort:
Auf die ölgesaIbte Stirne
Steigt des Geistes Gnadenstrom.
O Erlöser…

Der du aus dem Vater kommend
In den Schoß der Jungfrau stiegst,
Sei den Chrismaträgern Leuchte,
Wehr‘ den Tod von ihnen ab.
O Erlöser…

Dieses Festes hohe Gabe
Sei bei uns in Ewigkeit,
Sei geheiligt, lobenswürdig,
Schwinde nie uns aus dem Sinn.
O Erlöser…

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Anmerkungen der conservo-Redaktion:

*Heute gilt als üblicher Zeitpunkt wieder der Vormittag des Gründonnerstags, es gibt jedoch in zahlreichen Bistümern der Weltkirche andere Termine innerhalb der Karwoche, in Deutschland z.B. in den Bistümern Erfurt und Limburg, wo am Kardienstag die Öle geweiht werden.

**Die bischöfliche Mitra, die sich aus einer breiten weißen Stirnbinde der Statthalter Roms entwickelte, welche in späteren heidnischen Zeiten auch Priester der römischen Zentraltempel trugen.

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