Jamaika, Journalisten, Bildungselite und die allgemeine Sprachverschlampung

(www.conservo.wordpress.com)

Von Peter Helmes

Daß es mit der Bildung der Deutschen nicht gerade zum Besten steht, wird uns immer wieder auch empirisch vorgehalten. Ob gutes Lesen, Schreiben oder Zuhören – deutsche Schüler sind mitnichten in der Oberklasse der internationalen Bildungsvergleiche („Rankings“) zu finden.

Wie denn auch, wenn ihre Väter und Mütter es ebenfalls nicht können? Nein, die allgemeine Ausdrucksarmut greift mehr und mehr um sich, obwohl gerade die deutsche Sprache reich an Begriffen und Wörtern ist, die einen Vorgang in vielen Varianten ausdrücken könnten.

Da liegt es nahe, daß der von Deutschem gequälte zeitgeistige Bürger zum Ersatz greift: Mehr und mehr Lehnwörter aus dem Englischen (z.B. „Ranking“ statt „Rangordnung“) oder – noch schlimmer – eine Ausbreitung des „Denglisch“, das nicht einmal die Engländer verstehen würden.

Den jüngsten Beweis für diese Sprachverschlampung dürfen wir beim derzeit hochaktuellen Wort „Jamaika“ feststellen. Wer auch immer sich für gebildet hält, tut der Sprache dieser schönen Insel einen Tort an: Jamaika wird so ausgesprochen, wie es geschrieben wird – mit („deutschem“) „J“ am Anfang und nicht mit „Dsch“. Ganz gebildet Seinwollende vergewaltigen „Dschamaika“ zusätzlich, indem sie das Wort „Dschemeeka“ aussprechen. Klingt toll! So richtig amerikanisch!

Aber da beißt keine Maus den Faden ab: J-amaika bleibt J-amaika. Das ist kein Wort deutsche Ursprungs, sondern entstammt der Ursprache der Jamaikaner. Und diese Ursprache war nie die englische, sondern ist eine Unterart der kreolischen Sprache und kennt kein „Dsch…“.

Dieses jamaikanische Kreolisch, nämlich Patois oder Patwa(h), ist eine nicht nur auf Jamaika verbreitete Kreolsprache. Man findet sie auch auf anderen Karibik-Inseln, Belizes, Costa Ricas, Panamas und Guatemalas – selbst wenn mancherorts Englisch die Offizialsprache ist.

Aber gelle, die Aussprache J-amaika klingt doch allzu provinziell. Da halten wir es wohl lieber mit polyglotten und zeitgeistigen Sprachkünstlern wie Claus Kleber und Konsorten. Schließlich stehen wir an der Spitze des Fortschritts! Oder?

Ja, oder? Oder Französisch zum Beispiel. Spricht hierzulande kaum jemand. Also wird flugs aus dem „J-ournalisten“ ein „Dschurnalist“ – im schlimmsten Fall gar ein „Dschörnelist“ –, obwohl das Wort sich aus dem französischen „Journal“ bzw. „jour“ (Tag) ableitet – richtig ausgesprochen mit weichem „Sch“ (ohne „D“) am Anfang. Wir könnten also wieder einfach „J-ournal“ sagen, ohne das Deutsch zu verbiegen; denn Deutsch kennt sowieso kein „Dsch…“

Manchmal wundert man sich schon sehr, wieweit der Bazillus „Frankfurter Schule“ schon in den Köpfen der sog. Intelligentia wütet. Devise: „Deutschland ist Scheiße, also ist Deutsch ebenfalls… Deshalb: Rottet Deutsch aus!“

(Einschub:) Man erinnere sich: Unter „Intelligentia“ (lat.) verstehen „intelligente“ Menschen die gesellschaftliche Schicht von Menschen, die „klug, verständnisvoll, wissend, denkend und auf professionellem Niveau kreativ beschäftigt sind und zur Entwicklung und Verbreitung von Kultur beitragen. Ja, Letzteres tun sie gründlich (Einschub Ende).

Armes Deutsch-Land!

www.conservo.wordpress.com   22.11.2017
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