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Von Inge Steinmetz
Hallo Frau designierte – bald desillusionierte – SPD-Chefin, ich bin blond und hab mal ´ne Frage: Möchten Sie wirklich irgendwann mal Kanzlerin werden?
Ist ja wirklich nur eine Frage, denn ich schreibe mir jetzt schon seit einem Jahr die Finger wund. Zuerst an die amtierende, dann an die am Stuhl fest klebende und nun an die geschäftsführende Bundeskanzlerin (auf das Wort legt sie auch nach über 12 Jahren Amtszeit immer noch viel Wert; sie kann es wohl selbst noch nicht fassen, wie sie das geschafft hat). Das wäre ja auch noch eine Frage, die ich ihr stellen könnte, denn ich begreife immer noch nicht, wie man mit Aussitzen und Nägelkauen Welt-Politik betreiben kann. Naja, auf alle Fälle hat sie mir genug Gesprächsstoff geliefert, sodass ich ihr ein bis zwei Briefe die Woche geschrieben habe. Bisher kamen keine Klagen, ich denke also, dass sie gerne Post erhält.
Gestern am Aschermittwoch ließen Sie verlauten, dass Sie früher mal ein Hüftproblem hatten (gibt es das, dass sich das bis in den Kopf auswirkt, ich muss mal meinen Physiotherapeuten fragen). Und dass Sie in Ihrer Abi-Zeitung (das Abi muss unbedingt erwähnt werden, sonst werden Sie noch mit den Dorfschulzen von Würselen gleichgestellt), als Berufswunsch entweder Hausfrau oder Bundeskanzlerin angaben und jetzt die „Göttinnendämmerung“ begonnen hätte. Warum Sie da schon den Plural benutzt haben, weiß ich nicht.Zählen Sie sich jetzt schon zu den Göttinnen dazu?
EGAL, ich wollte Ihnen ja ein bisschen was über mich erzählen, ICH bin nämlich Hausfrau! UND ich bin Oma! Seit 2 Jahren. Nun darf also mein Enkel zum Eingewöhnen in den Kindergarten, zwei Mal die Woche, mit Begleitperson. Ich sitze also da, das Strickzeug auf dem Schoß und lausche den Kindern. Zwei streiten sich und eines ruft: „Ich bin aber besser, BÄTSCHI!“. Darauf die Kindergärtnerin: „Benehmt euch, wir sind hier nicht im Bundestag!“.
Kurz darauf singen die Kinder „da da di da da, ich mach mir meine Welt, wie sie mir gefällt“. Jetzt kam ich mir WIRKLICH vor wie im Bundestag. Und als dann noch der Satz eines kleinen rotzfrechen Bengels fiel: „Aber morgen gibt`s eines auf die Fresse!“, da packte ich schnell meinen Enkel und überlegte, ob er dort in der richtigen Gesellschaft ist.
Ich weiß, Sie haben andere Sorgen, es geht ja nun um die GroKo. So, wie ich versuche meinem kleinen Enkel ein bisschen Schliff beizubringen, so tun Sie das nun mit den jungen Mitgliedern Ihrer Partei.
“Da haben sich einige schon ziemlich festgerammelt“, sagten Sie in Bezug auf die Anti-Groko-Proteste der Jusos. Ja, was will man auch von einem Karnickelstall erwarten? Fehlt nur, dass eine Zibbe den Vorsitz übernimmt! Ehrlich gesagt kannte ich das Wort auch nicht, musste erst mal googeln und hab dabei die folgende Erklärung gefunden: Zibbe bedeute außer weibliche Kaninchen (und andere Kleintiere) übertragen auch eine „geile, liederliche Weibsperson“. EGAL, hat ja nix mit Ihnen zu tun, Sie wollen ja nur irgendwann mal Bundeskanzlerin werden und dann Briefe von mir bekommen. Ich bin mir sicher, bei dem Stoff, den Sie so liefern, da bekommen Sie von mir täglich Post.
P.S. Ich hab gehört, dass Sie besser stricken als Maddin. Aber immer nur links? Sie wissen, dass das kraus wird, das wird nie glatt gehen.