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Von Inge Steinmetz, Satirikerin
Hallo Frau Bundeskanzlerin, ich bin blond und hätte mal wieder eine Frage: Kennen Sie das auch?
Einmal im Jahr sitzt der Familienrat beisammen und es werden Termine besprochen, Ausgaben festgelegt und alles besprochen, was zu einer guten Gemeinschaft unter einem Dach gehört. Mein Vorschlag, eine Sommerparty, quasi ein Sommermärchen zu veranstalten, endlich mal Freunde einzuladen, stieß auf allgemeine Zustimmung. Was ich nicht erwartet hätte, war das, was jetzt kam, der größte Ehekrach aller Zeiten.
Bevor ich mir wieder anhören muss „Hast du dich endlich mal um die Einladungen gekümmert“ , habe ich einfach kurzerhand die Freunde per sozialem Netzwerk eingeladen. Bin eigentlich davon ausgegangen, dass viele eh in Urlaub sind und absagen, deshalb habe ich auch ganz großzügig einen Caterer für die Party bestellt, Gästezahl nach oben hin offen (wäre mir furchtbar peinlich, ein Limit zu nennen, man will ja nicht als kleinlich dastehen!).
Beim Einstellen im Netz habe ich versehentlich auf „öffentlich“ gedrückt. Jetzt kamen ein paar Hundert positive Rückmeldungen, auch von vielen Menschen, die ich gar nicht kenne. Mein lieber Gatte sieht das nicht so positiv – wir hatten schon mal einen kleinen Streit wegen eines Kaffeekränzchens, aber da konnte ich noch besänftigen, man hat ja so seine kleinen Tricks. Jetzt aber droht diese Party unsere Ehe zu zerstören, die doch über Jahrzehnte ordentlich funktioniert hat. Gut, ich, die Liberalere, Tolerantere, war immer etwas dominanter als er, deshalb hat es wahrscheinlich auch so gut geklappt. Er setzt immer ein bisschen auf Sicherheit, möchte aber letztendlich – zu meinem Glück – seine Ruhe haben. Also, das perfekte Paar, DACHTE ICH.
Jetzt auf einmal meint der Mann wohl, dass er mich erpressen kann. Entweder er oder die Gäste, sagt er. Er droht mit „Haustür verriegeln und verrammeln“. (Vorsichtshalber hab ich schon mal seinen Akkuschrauber verschwinden lassen! DAS kann er also erst mal vergessen.). Aufgebracht wie ich war, stellte ich ihm in Aussicht, ihn aus dem gemeinsamen Haus zu werfen, darauf konterte er mit einer Drohung sich scheiden zu lassen. SO WEIT SIND WIR NUN, und alles nur weil der Mann so stur ist.
Mein letzte Rettung sind unsere lieben Nachbarn. Vielleicht können die mir unter die Arme greifen, mir einige der geladenen Gäste abnehmen. Habe ein Treffen mit ihnen arrangiert, zu dem aber nicht alle kommen werden. Mit ein paar von ihnen – mit meinem Mann kommen die komischerweise klar – lebe ich seit Jahren im Clinch. Die anderen werde ich bezirzen müssen, aber das ist kein Problem, habe ich schon öfter geschafft. Nur gut, dass es kein Scheckbuch mehr gibt, da fällt es auf, wenn es leer ist. So eine Kreditkarte löst das Problem viel besser, da bemerkt mein häuslicher Kontrolleur es erst, wenn das Geld abgebucht ist.
Wär doch gelacht, wenn ich das nicht schaffen würde.