(www.conservo.wordpress.com)
Von Inge Steinmetz*) – mit einer Antwort von Peter Helmes
Meinen letzten Post (Brief an Frau Franziska Giffey, siehe: https://www.conservo.blog/2018/07/13/eine-voellig-falsch-gewickelte-familienministerin/) kommentierten die Leser oft so:
„Wir müssen etwas unternehmen. wir müssen auf die Straße.“
Seit über zwei Jahren versuchen wir hier im Netz, die Leute dazu zu bringen, nicht nur hier Dampf abzulassen, sondern sich an Demos zu beteiligen, selbst eine zu starten. WIE bekommt man die Massen auf die Straße? In den USA gehen hunderttausende Frauen in einer Großstadt alleine wegen der bekloppten (ich entschuldige mich nicht für dieses Wort!) Me-Too-Kampagne auf die Straße. Dort, wo Täter bekannt sind, wo man gerichtlich klagen kann, da wird demonstriert. Hier bei uns, wo inzwischen Messerattacken zu unserem Alltag gehören, wo Mädchen und Frauen am besten die Straße wechseln, wenn ihnen ein „südländisch“ aussehender Typ entgegenkommt, da bekommt eine Großstadt wie Berlin gerade mal 2-3000 Menschen gegen die Gewalt gegen Frauen auf die Straße, und die meisten davon sind keine Berliner.Früher gab es die Südländer in Deutschland auch – also in meiner Jugend – das waren dann z.B. italienische Gastarbeiter. Das Schlimmste was einer Frau passieren konnte war ein „Ah, bella bionda“ oder ein Hinterherpfeifen. Aber so was ist doch ein Kompliment (klar, Frauenrechtlerinnen sehen darin gleich einen Fall hart einzuschreiten!). Heute muss aber jede 90jährige Oma noch damit rechnen, dass sie vergewaltigt und umgebracht wird. (Ganz nebenbei: In Streichelzoos sind nicht mal mehr Esel und Ponys sicher!) WARUM lassen wir uns das alles gefallen? Warum gehen deutsche Mädchen und Frauen nicht für ihre Rechte auf der Straße und warum unternehmen die Männer nichts?
Vielleicht habe ich jetzt eine Antwort auf diese Frage. Vor zwei Tagen war ich auf einem Weinfest in meiner Heimatstadt. Auch dort hat sich seit drei Jahren etwas geändert. Früher hat man dort keine Polizei gesehen, heute patrouillieren sie zu viert (wobei ich mich frage, was eine kleine zierliche Polizistin ausrichten soll, wenn junge Männer mit Flaschen „hantieren“). Auf dem Festplatz gab es zwei Bühnen. Eine mit gemäßigter Musik, eine mit richtig guter Rockmusik. Vor beiden Bühnen das gleiche Schauspiel. Getanzt haben vor der einen Bühne zwei kleine Mädchen, vor der anderen drei behinderte junge Männer. Alle, die Mädchen, als auch die jungen Männer hatten richtig Power, Musik im Blut. Auch die Aufforderung der Bandmitglieder ans sitzende Publikum, doch endlich die Füße hochzukriegen, bewegte NICHTS, obwohl ich mir sicher bin, dass viele gerne getanzt hätten, die Musik gefallen hat. ABER sie scheuen es etwas öffentlich zu tun. Ich hoffte, wenn ich vorgehe, dass andere Menschen es mir gleichtun. Bin also zu einem der jungen Männer hin und hab einfach mit ihm getanzt. Er hat sich so gefreut, hat mich nach dem Tanz gefragt, ob es mir Spaß gemacht hat! Alle Umstehenden haben nur groß zugeschaut, keine Ahnung, was in ihren Köpfen vorging, den Hintern hochbekommen hat niemand. Eigentlich zeigt das, dass die Deutschen ein gehemmtes Volk sind. Das, was in ihnen innerlich vorgeht, können sie nicht ausleben, es zeigt, dass ihnen etwas ABTRAINIERT wurde, denn als Kind oder Behinderter leben sie es aus. Werden wir so erzogen, dass wir unsere Gefühle nicht zeigen?
Auch ich überwinde erst jetzt meine Scheu. Sowohl hier im Internet, als auch wenn ich mal eine Rede auf einer Demo halte (niemand darf sehen, wie ich zittere, deshalb halte ich ungern die Blätter in der Hand!! ABER ich tue es, sogar vor ein paar Hundert Antifanten!). Ich hab ENDLICH gelernt über meinen Schatten zu springen. Und das in meinem Alter. SCHADE, ich hätte es früher tun sollen, wäre vielleicht sogar richtig politisch aktiv geworden. Mein Satz von vor über 20 Jahren: „Es müsste eine neue, eine bürgerliche Partei geben“, gibt mir zu denken. Leute mit Selbstbewusstsein versuchen so etwas wenigstens umzusetzen. Und manche schaffen es sogar. Ich werde mich nun also doch anmelden. Trete zum ersten Mal in meinem Leben in eine Partei ein. Ich tue es nicht um eine Karriere anzustreben. Aber ich möchte zeigen, dass wir für unser Ziel etwas tun müssen!!! Besser spät als nie!
Ich hoffe, dass ich – egal ob hier im Netz oder bei Demos – Menschen bewegen kann mitzumachen. Das ist mein Ziel. Nicht jeder kann oder möchte schreiben oder reden, aber auf die Straße gehen, das kann JEDER (na gut, es gibt auch da Ausnahmen!).
Ich hoffe also, dass ich den Lesern einmal persönlich begegne. Bei einer Demo gegen die Politik von Berlin, von Paris und Brüssel. Und dann natürlich bei der großen Feier, wenn wir uns von diesen Verbrechern befreit haben.
* (Quelle: https://www.facebook.com/search/top/?q=inge%20steinmetz%20ii)
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conservo antwortet Inge Steinmetz:
„Liebe Inge, (aus eigener Erfahrung schreib ich das): Du bist ein Pferd, das den Wagen zieht! Aber wenn das halbe Volk auf den Bremsen steht…..
Die meisten Bürger – und das ist keine Publikumsbeschimpfung – sitzen zuhause und machen sich keine Gedanken. Gerade mal 3 Prozent der Deutschen sind politisch engagiert – ganze drei Prozent! Und diese 3 Prozent verteilen sich auf alle Parteien. (Die Zahlen sind seit Jahren gleich.)
Und da ist es kein Wunder, daß das alte Biedermeierdenken fröhliche Urständ´ feiert: „Die da oben werden´s schon machen!“
WANN, VERDAMMT NOCHMAL, LIEBE MITBÜRGER, KAPIERT IHR; DASS MAN DEN KARREN MIT-ZIEHEN MUSS?!?
Und als Rheinländer darf ich den alten rheinischen Schlachtruf hinzufügen:
„Aasch huu!“ (Hintern hoch!)
Persönlichkeiten – „Frauen aus dem Volk“ wie Inge Steinmetz – machen es den Fußlahmen und Halbblinden vor, wie man Bewegung in unsere Gesellschaft bringt. Doch einzelne Männer und Frauen sind zu wenig. Es muß ein ganzes Volk bewegt werden!“
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Inge Steinmetz an conservo:
„Ich wünschte, ich hätte was von einem Zugpferd. Ich war noch nie in meinem Leben so wütend, hilflos, entsetzt. Jetzt kann ich verstehen, dass Menschen in den Untergrund gehen.“
Darauf Peter Helmes:
Liebe Inge, Respekt vor Deiner Bescheidenheit und Zurückhaltung! Aber mit Deinen Beiträgen und Aktionen gibst Du so vielen Menschen Mut und Kraft! Bitte weiter so!