Münchner Sicherheitskonferenz: Das Säbelrasseln hat Konjunktur

(www.conservo.wordpress.com)

Von J.E. Rasch *)

An der Biegung des Flusses

Solange die Protagonisten des Schreckens sich gegenseitig mit verbalen Muskelspielen in schachhalten, gibt es eine vage Hoffnung auf friedliche Lösungen. Doch das Säbelrasseln hat Konjunktur. Nicht nur die Machos unter den zeitgenössischen Weltenrittern scheinen eine gewisse Lust auf Funkenschlag und Donnerhall zu haben. Dazwischen wirken die schmalschultrigen „Gouvernanten“ Merkel, von der Leyen und Annegret KaKa sowie ihre bräsig-bleiche Leidensgenossin Nahles aus der dahinsiechenden Sozialdemokratie, geradezu wie eine putzige, aber irritierte Elevenschar, denen fatalerweise der Hamelner Flötenspieler  abhandengekommen ist.

Auf der Münchner Sicherheitskonferenz wurde jedenfalls deutlich, wie locker die Colts sitzen, wer die Munition und gleich auch noch die harten Drinks an der neuen „Sonder“-Bar bezahlen soll.

Wieso und wie aber deutsche Automobile „eine Gefahr für die nationale Sicherheit der USA“ sind oder noch werden sollen, entzieht sich derweil jeglicher Logik; selbst aus ökonomischen Erwägungen ist das schlichter Unsinn. Auch wenn Donald Trump und sein devoter Vize Mike Pence ihn propagieren, als sei er eine völlig überraschend entdeckte Botschaft aus den Qumran-Rollen vom Toten Meer.Der trotzige alte Mann mit der gelben Haartolle, der gerade das Weiße Haus zu Washington in eine Ponderosa-Farm umkrempeln will, hat in Wirklichkeit nicht die geringste Ahnung von globalen Zusammenhängen. Für ihn sind Chinesen wohl größtenteils potentielle Betreiber von Gar-Küchen in der New Yorker China-Town oder im dekadenten „Frisco“, auf jeden Fall taugen sie seiner Meinung nach zu Kung-Fu-Darstellern oder vielleicht auch noch – eingespannt in romantische Rikschageschirre – als fleißige „Zöglinge“. Der Horizont des Donald J. Trump ist viel kleiner, als sich die meisten seiner vehementesten Kritiker vorstellen wollen. Das macht es aber offensichtlich nicht unmöglich, Präsident der USA zu werden – und zu bleiben.

Dass die Trump-Administration sich nun laufend immer kräftigere Ohrfeigen auf dem internationalen Parkett holt, nachdem ihr blonder Häuptling selbst kräftig ausgeteilt hat, bringt womöglich noch ganz andere Bündnis-Gebilde ins Wanken. Selbst „Heilige Kühe“ wie die NATO haben keinen Schlachtschutz mehr.

Fatal ist die Lage für den Iran, dessen ganz überwiegend westlich orientierte Bevölkerung überhaupt keine Lust mehr auf das dumpfe Gehabe der unsäglich verbohrten Mullas verspürt. Viele Junge im Land fliehen für Tage und Nächte regelrecht zu Tausenden in die Wüste, um unbeschwerte Feste bei moderner Musik aus dem Internet zu feiern. Ungezählte Unternehmer murren auch schon unüberhörbar, weil sie die restriktive Wirtschaftspolitik und die unglaublich törichten, ja geschmacklosen Losungen der Kleriker nicht mehr aushalten wollen und auch nicht mehr lange können. Das Tauschhandel-Projekt des Dreigestirns Großbritannien-Fankreich-Deutschland, das dem Trump’schen Dampfhammer gegen die Perser die Wucht nehmen wird, ist da gleich die nächste Backpfeife für Donald. Das hat er der kleinen Angela und ihren bangen Freunden Emannuel und Theresa nun gar nicht zugetraut.

Und sein „gefracktes“ Gas wird er auch nicht los, nicht nur weil die Deutschen und die meisten Europäer das Erdgas aus Russland bevorzugen und unbeirrt an am Pipeline-Bau von Nord-Stream II festhalten, sondern weil die vermutlich schmutzigste und gefährlichste Gasförderung überhaupt auf dem alten Kontinent schlicht nicht akzeptiert wird.

Herr Pence meinte bei der Gelegenheit dennoch, ganz im Sinne und als Sprachrohr seines Meisters, man könne den renitenten „Partnern“ in Europa im Feldwebel-Ton die eigene Aufrüstung doch vorschreiben, nicht ohne entsprechende Systeme aus dem Land der unbegrenzten Waffen-Schmieden zu erstehen. Andererseits seien da ja noch ein paar hundert gefangene IS-Terroristen in Syrien, die man „freilassen und nach Europa schicken“ könne, zumal dieselben ohnehin entsprechende Pässe besäßen. Bravissimo!

An der Biegung des (Zeit-)Flusses sitzen nun keine weisen Häuptlinge, die ihre Herzen in den starken Wirbeln opfern ließen. Doch einzig die Chinesen üben sich in Geduld und scheinen sich an einen ihrer weisen Sprüche zu halten: „Wenn du lange genug am Fluss sitzt, siehst du irgendwann die Leiche deines Feindes vorbeischwimmen“.

Es müssen und werden in unseren „Fällen“ natürlich keine leblosen Körper sein, aber Reste von kühnen Plänen durchaus.

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*) Der Autor: Joseph-Emich Rasch – Jahrgang 1953 – ist Linguist, Dramaturg und Kolumnist, schrieb und inszenierte diverse Theaterstücke sowie zahlreiche Satire-Programme, wandte sich im vergangenen Jahrzehnt vermehrt der Analytischen Philosophie zu. Er ist Dozent für Kommunikation, Rhetorik und Dialektik.

www.conservo.wordpress.com    18.02.2019
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