(www.conservo.wordpress.com)
Dieter Farwick, BrigGen a.D. und Publizist *)
„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“ – diese Weisheit von Hermann Hesse trifft offenkundig auf AKK und die Bundeswehr nicht zu. Die Ablösung der in der Truppe wenig respektierten Ursula von der Leyen, die in Brüssel ihre Amtsübernahme vermasselt hat, durch AKK hat noch nicht einmal ein Strohfeuer entfacht. Durch ihre doppelte Verwendung als Parteivorsitzende und Verteidigungsministerin – einschl. des Amtes der Oberkommandieren- den der deutschen Streitkräfte im Frieden – ist sie offenkundig überfordert.
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Ist ja irre: ausgerechnet Hubschrauberträger
Einer ihrer ersten Besuche bei der Truppe im Minirock hat wenig Begeisterung hervorgerufen. Allerdings – sie hat in ihren ersten Tagen und Wochen die unsinnigen Vorschläge ihrer Vorgängerin – Flachbildschirme für jede Mannschaftsstube und Teilzeitarbeit auch für militärische Führer – nicht wieder aufgewärmt. Dennoch eine der wenigen bekannt gewordenen Forderungen ist ähnlich abstrus:
So soll nach ihrem Willen zur Freude Macrons in Zusammenarbeit mit Frankreich ein „Hubschrauberträger“ gebaut werden – auf der Grundlage des reichen Erfahrungsschatzes mit „Trägerschiffen“ in der deutschen Marine. Da muss – leider – Macrons geistige und militärische Führerschaft einspringen. Mal ernsthaft:
- Welcher Berater – zivil oder militärisch – hat AKK zu diesem Vorhaben überredet?
- Welches Einsatzprofil in den Jahren nach 2030 liegt dem Vorhaben zugrunde?
- Von welchen Kosten ist bereits in der Phase der Planung und des Baus auszugehen?
- Wie hoch sind die jährlichen Betriebskosten?
- Wie hoch sind die Einsatzzeiten pro Jahr auf See?
- Welcher Hafen näher an möglichen Einsatzgegenden steht mit der erforderlichen Infrastruktur, der notwendigen Logistik und militärischer Sicherheit zur Verfügung?
- Was ist das Bedrohungspotential für das „lohnende Prestigeobjekt“ aus der Luft, vom Land und vom Wasser an der Oberfläche und aus der Tiefe? Nicht nur von reguären Streitkräften!
- Wieviel „Begleitschutz“ in der Luft, zu Wasser und in der Tiefe der Meere braucht ein solcher Gigant in Zeiten einer asymmetrischen Kriegführung mit fortgeschrittener Digitalisierung und breiter Anwendung „Künstlicher Intelligenz“?
AKK sollte sich mit ihrem Beraterstab in Frankreich oder Großbritannien ein derartigen schwimmenden Koloss von außen und innen kritisch anschauen. Grundsätzlich stellt sich die Frage, ob die Zeiten von überaus verwundbaren Trägerschiffen nicht schon heute vorbei sind.
In einer möglichen Koalition mit den Grünen in den nächsten Jahren dürfte der AKK- Hubschrauberträger schnell versenkt werden. Eine preisgünstige Lösung!
Bei dem Ansehensverlust von AKK kann man die Frage erörtern, welches Motiv Merkel – die Magierin der Machtergreifung und des Machterhalts – hatte, die Führung der Partei an AKK zu übergeben.
War sie sich sicher, dass ihr keine Konkurrentin erwächst? Das Verhältnis beider ist unklar. Merkel hat AKK auf dem Flug nach New York nicht in ihrem Flugzeug mitfliegen lassen. Wollte sie sich nicht mit einer Verliererin umgeben? Für die „Klimakanzlerin“ spielte es offenkundig keine Rolle, dass die drei eingesetzten Flugzeuge sehr viele zusätzliche Kosten – auch für die Umwelt – bedeutet haben. Sie muss ja nicht wie Greta nach New York segeln!
Zurück zu AKK: Angesichts des niedrigen Ansehens ihrer Vorgängerin hatte sie eine glänzende Ausgangsposition. Öffentlichkeit und die deutschen Streitkräfte erhofften sich eine Wende in der Führung der Bundeswehr, die dann nicht kam. Die Doppelbelastung hat sie überfordert. Ihr primäres Zugriffsrecht auf die Nachfolge von der Magierin wird in der eigenen Partei – siehe Junge Union – in Frage gestellt. Die zwei nicht mehr „geheimen“ Konkurrenten – Merz und Laschet – scharren mit den Füßen. Hinter ihnen steht der mitgliederstärkste NRW-Landesverband.
In einer Urwahl sind die Chancen von AKK geringer als in einer Delegiertenwahl mit vielen CDU-Funktionären.
Kann die BW mit ihren Streitkräften AKK Schützenhilfe gewähren? In der kurzen zur Verfügung stehenden Zeit ist dies nicht möglich, besonders dann, wenn sie den Wahlkampf 2021 führen müsste. Sie hat nur eine Chance, sich zu profilieren. Sie kann ein kompetentes Team aktiver und ehemaliger Soldaten und Beamten zusammenstellen, die die Frage beantworten müssen:
- Was müssen deutsche Streitkräfte in 20 Jahren können?
- Mit welchem Personalumfang?
- In welcher Struktur?
- Mit Wiedereinführung der Wehrpflicht?
- Mit welchem auf 10-20 festgelegten Verteidigungshaushalt? Die bislang bewusst nicht erreichten zwei Prozent als Anteil des Bruttoinlandproduktes werden kaum ausreichen, alle einsatzrelevanten Defizite zu beseitigen.
Sollte es AKK nach einer gründlichen Untersuchung gelingen, ihrem Nachfolger – oder Nachfolgerin – ein schlüssiges Gesamtkonzept zu übergeben, wäre sie erfolgreich gewesen. Allerdings muss sie sich einen kompetenten Planungsstab schaffen und die zu folgsame Militärführung mit Dynamik und optimistischer Übernahme von Führungsverantwortung aktivieren. Zügige Personalwechsel im politischen und militärischen Führungsbereich können schon parallel zur Untersuchung vorgenommen werden.