(www.conservo.wordpress.com)
Von Theresa Geissler *)
Vergangenen Samstag war ich mal wieder nach Amsterdam gefahren, um dem Gedenken Theo van Goghs im Oosterpark beizuwohnen.
Dies mache ich seit etwa fünf Jahren – obwohl ich voriges Jahr wegen Krankheit versäumen musste. Sehr schlimm fand ich das damals eigentlich nicht, denn um es ganz offen und ehrlich zu sagen: Besonders erfolgreich sind diese Gedenkveranstaltungen schon lange nicht mehr – aber darüber gleich mehr.
Zuerst mal dies: Ich bin nicht ganz sicher, ob der Name ‘Theo van Gogh’ heutzutage in Deutschland noch irgendwie bekannt ist, ich hoffe schon. Selbstverständlich ist hier nicht der “Theo van Gogh” aus dem 19. Jahrhundert, Bruder des impressionistischen Mahlers Vincent van Gogh, gemeint, sondern der Theo van Gogh vom 20. Jahrhundert, der Filmemacher und zugleich Islamkritiker, der in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts u. a. in Zusammenarbeit mit der damaligen islamkritischen Politikerin Ayaan Hirsi Ali den shariakritischen Film “Submission” verfasste. Dafür wurde er ermordet – um genau zu sein: am 2. November 2004, und zwar vom Salafisten Mohammed Bouyeri. Am hellen Tag in Amsterdam-Ost. Und deswegen wird seitdem jedes Jahr das Gedenken gefeiert.
Aber mit immer weniger Erfolg, wie ich schon sagte. Und teilweise liegt das meiner Ansicht nach daran, dass die Absichten zwar gut sind, aber die Ausführung – amateurhaft; ein anderes Wort habe ich leider nicht dafür. Genau wie im Anfang tut man ‘s immer noch ohne Podium, ohne Lautstärker – ganz egal, wer spricht, denn praktisch nichts ist mal gut zu verstehen. Und dann rede ich noch nicht einmal von der Tatsache, dass manche Leute jedes Jahr mit immer wieder derselben Erzählung kommen, was von der Organisation bisher auch nie korrigiert worden ist. Möglicherweise spielt hier mit, dass Jennifer, die Organisatorin, einige Jahre vorher eine Gehirnblutung erlitten hat und seitdem immer im Rollstuhl dabei ist, obwohl sie offensichtlich nichts aus den Händen geben, also alles selber machen will. Dem Event kommt es freilich nicht zugute….Na ja, wer bin ich halt?Also, die Gruppe wurde den letzten Jahren immer kleiner: Vor zwei Jahren gab es schon nicht mehr als etwa 27 Teilnehmer. Voriges Jahr war ich nicht dabei, wie gesagt … Aber jetzt feierte die Veranstaltung ihren 15. ‘Geburtstag’! “Und”, fragen Sie jetzt wahrscheinlich, “hat das noch was ausgemacht?” Nein, an sich nicht viel: Zwar gab es jetzt ungefähr 45 oder höchstens 50 Teilnehmer, aber bestimmt nicht mehr, und das Ganze litt noch immer unter denselben Versäumnissen an sich. Das sehe ich, um ehrlich zu sein, auch nicht mehr zu verbessern….
Aber! Aber!
Wer gab da, völlig unerwartet, beim zweiten Teil des Gedächtnisses auf einmal ‘Acte de Présence’ im Osterpark am grauen Nachmittag? Niemand weniger als….Michael Stürzenberger!
Ich glaubte meinen eigenen Augen nicht. Grund, um Mut zu sammeln, ihn selbst zu fragen: “Sie sind doch der….?” Tatsächlich war er es in eigener Person!
Vor drei Jahren bin ich ihn zwar auch einmal ‘live’ begegnet in Duisburg bei Pegida, aber das war offiziell gewesen, er war dort der wichtigster Sprecher gewesen und jeder Teilnehmer hatte davon gewusst.
Hier nicht. Er hatte zwar seinen Photographen/Kameramann dabei, aber fast bei niemandem sorgte das für Aufsehen. Dieser Besuch des berühmten Islamkritikers aus Deutschland hatte auch hierdurch etwas Unwirkliches, da er nicht nur bei den meisten Teilnehmer überhaupt nicht bekannt war, sondern – und das wirkte am meisten befremdend – sogar nicht bei Jennifer! Das hiess, dass sie nicht einmal wusste, wer er war, ja, dass sie ihn also nicht einmal eingeladen hatte! Das brachte ich heraus, als ich später mit ihr darüber sprach (ich musste sie sogar völlig dazu informieren; besonders interessiert schien sie übrigens nicht zu sein.)
Also musste der Michael auf eine andere Weise von diesem Gedächtnis erfahren haben – nicht von den Organisatoren. Und er, der vor nicht mehr als anderthalb Wochen noch in der ganzen Bundesrepublik herumfuhr (i. Z. m. der Bürgerbewegung Pax Europa) hatte es wichtig genug gefunden, um jetzt auch noch nach Amsterdam zu reisen!
Nicht nur tapfer und hoch aktiv, sondern vor allem unermüdlich! Mensch, welch ein Mann!
Jedenfalls ist es mir gelungen, ihm einen Visitenkarten von meinem Blog (theresasvisie.com) zu geben, wobei ich ihm noch schnell mitteilte, dass ich auch regelmäßig Artikel von Peter Helmes – conservo – übersetze, “und von David Berger”, fügte ich noch hinzu. Auch das sagte ihm irgendetwas: “Ach ja: Philosophia Perennis!”
Nein, wirklich: Dieses Gedächtnis, dieser 15. Todestag von Theo van Gogh mag an sich denn wieder eine Enttäuschung gewesen sein – und am Schlimmsten: ohne eine Aussicht auf Verbesserung.
Und Dank sei Michael Stürzenberger, der Mann, für den nichts zu viel, nichts zu weit oder zu gering ist, der wirklich a l l e s anfasst, um seine beseelte Aufgabe fortzusetzen – und auf eine solch menschliche, bescheidene Weise!
Ich bin es mir jetzt umso mehr bewusst: Jeder hat einen Held, und er ist meiner!
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*) Die Holländerin Theresa Geissler betreibt in ihrem Heimatland einen eigenen Blog – www.theresasvisie.com – für den sie u.a. seit langem interessante conservo-Artikel übersetzt, und sie kommentiert fast alle conservo-Artikel hier auf meinem Blog. Eine aufmerksame und kritische Zeitzeugin, der ich an dieser Stelle sehr gerne öffentlich für Ihr Engagement danke.
Dank u zeer, lieve Theresa! Peter H.
www.conservo.wordpress.com 3.11.2019