Von Notan Dickerle, Anwärter auf den Leuchtturmpreis für mutigen Journalismus gegen “Bunt”
Wie wild tobt das Virus auch noch im April 2021 durch unser Land. Nach Überzeugung der Regierungsexperten hat es den Turbo eingelegt und noch hinterhältigere Varianten als bisher entwickelt. Lockdown, Homeoffice, Schulschliessungen, Ausgangssperren, Reiseverbote – „das reicht alles einfach nicht“ klagte Deutschlands prominentester Tierarzt Lothar Wieler in seiner Eigenschaft als RKI-Präsident bereits im Januar, und Merkels neue virologische Kassandra Melanie Brinkmann jammerte, der Wettlauf mit dem Virus sei längst verloren – bloß keine Lockerungen, das Tierchen habe schließlich „Raketenantrieb“ bekommen!
Also bitte: noch eine letzte „nationale Kraftanstrengung“, ein kurzer, aber umso schärferer Lockdown als „Wellenbrecher“ oder „Brückenbauer“, die „Notbremse“, die unsere gute Kanzlerin künftig ohne Rücksichtnahme auf unsichere Kantonisten in den Bundesländern zu ziehen gedenkt! „Measures for your own safety“ lautet der von George Dabbljuh Bush im Gefolge von „Nine-Eleven“ losgetretene neudeutsche Lieblingsslogan! Damit wir nach verhageltem Weihnachts- und Osterfest wenigstens im Sommer in die Ferien fahren können. Vorausgesetzt natürlich, die Zahlen lassen das zu, alle Deutschen werden ein „Impfangebot“ erhalten (und selbstverständlich angenommen) haben, und das Virus zündet nicht vorher die nächste Stufe seines unerschöpflichen Potentials. Die Zahlen, ach, wenn diese schrecklichen Zahlen es nur zuließen!
Die schrillen Botschaften des politmedialen Komplexes hört man wohl, allein es fehlt mehr und mehr der Glaube, je länger sich diese „Pandemie-Panikdemie-Plandemie“ (so der Psychoanalytiker Hans-Joachim Maaz in seinem lesenswerten Buch „Corona-Angst“) hinzieht, ohne daß sich irgendetwas ändern würde.
Eine Ansteckungsrate von 60 bis 70% der Bevölkerung hatte die gute Kanzlerin vor einem Jahr prognostiziert – kaum jemand erinnert sich mehr daran. Eine substantielle Übersterblichkeit ist während der 12 Corona-Monate jedenfalls nicht eingetreten. Die verkrampften Bemühungen einiger Systemmedien wie des „Spiegel“, eine drohende Überlastung der Intensivkapazitäten in deutschen Krankenhäusern herbeizuschreiben, wird von Meldungen über eine entsprechende Reduzierung im vergangenen Jahr sowie von eher unterbelegten Spitälern konterkariert.
Neue dramatische Bilder aus dem aktuellen Jahr, vergleichbar denjenigen aus dem norditalienischen Bergamo, stehen in Ermangelung einer realen Katastrophe nicht zur Verfügung. Das einzige was feststeht ist, daß sämtliche Notbremsen der vergangenen Monate zwar die Wirtschaft und das soziale Leben abgewürgt haben, die grundsätzliche Bedrohung durch das Virus aber unverändert besteht. Warum fährt die Politik diesen ebenso erfolglosen wie suizidären Kurs aber mit immer grimmigerer Entschlossenheit weiter?
Einen eleganten Erklärungsversuch hat der Chefredakteur der „Neuen Zürcher Zeitung“, Eric Gujer, Anfang des Jahres unter dem Titel „Wie die Politik den Lockdown lieben lernte“ gemacht: Manche Politiker könnten sich ein Leben ohne Bevormundung der Bürger offenbar nicht mehr vorstellen und wollten den Ausnahmezustand deshalb künstlich verlängern.
Das trifft sich mit Beobachtungen des Psychiaters Maaz, wonach Politiker häufig eine narzisstische Persönlichkeitsstruktur aufweisen („Narzissmus ist eine schwere soziale Hypothek“), sowie des Philosophen Peter Sloterdijk, der in der permanenten Notbremse ein „Verlangen der Exekutive, endlich mal wieder richtig durchregieren zu können“ erkennt: „Ein wenig Diktatur als ob und auf Zeit, herrlich!“
Vierzehn Monate nach Beginn der Corona-Krise werden aber noch handfestere Gründe für die „Lockdown“-Strategie erkennbar. Von den medialen „Gatekeepern“ wohlweislich vom großen Scheinwerferlicht ferngehalten findet seit März des Jahres ein Großmanöver der NATO unter dem Titel „Defender-Europe 21“ statt, nach offizieller Angabe der US-Armee „an annual large-scale U.S. Army-led, multinational, joint exercise designed to build readiness and interoperability between U.S., NATO and partner militaries.“ Die „jährliche“ Großübung gibt es allerdings erst seit vergangenem Jahr, „Defender 2020“ wurde auf dem NATO-Gipfel 2014 in Wales in Reaktion auf die Ukraine-Krise als größtes NATO-Manöver seit dem Zerfall der Sowjetunion konzipiert.
Vladimir Putin sollte unmittelbar vor seiner Haustüre erleben, wie riskant es ist, dem „Westen“ und seinen „Werten“ nicht die gebührende Wertschätzung entgegenzubringen. Schon 2020 gab es Spekulationen über die merkwürdige Koinzidenz von Corona und dem in der Bevölkerung höchst unpopulären Defender-Manöver, das pandemiebedingt dann tatsächlich nur in abgespecktem Umfang durchgeführt wurde.
Das Versäumte wird jetzt nachgeholt, aus „Defender 20“ wird „Defender 21“, ergänzt durch ein vielsagendes neues Element namens „Defender Pacific“. Schließlich quält Putin nicht nur die arme Ukraine und vergiftet seine Gegner allesamt mit Nowitschok, die Chinesen knechten auch die wehrlosen Uiguren, knebeln die Freiheit in Hongkong und wetzen die Messer in Richtung Taiwan.
Nachdem der neue amerikanische Präsident keinen Zweifel daran gelassen hat, daß er „Human Rights“, also den Kampf für das Gute alias die „westlichen Werte“ (Feminismus, LGBTQ usw.) wieder in den Mittelpunkt seiner Außen- und Militärpolitik stellen wird, ist es wahrscheinlich besser, wenn die Völker Europas während „Defender 21“ ebenso abgelenkt sind wie sie es bereits 2020 waren.
Dazu ist es gut zu wissen, daß der Hauptteil des Manövers (das laut einem Sprecher des Bundesministeriums für Verteidigung „defensiven Charakter“ hat und „gegen niemanden gerichtet“ ist) zwischen dem 1. Mai und dem 14. Juni stattfinden soll. Vorgesehen sind 31.000 Teilnehmer aus 14 Nationen, davon 17.000 aus den USA. Die Bundeswehr ist nur mit 430 Soldat*_Innen vertreten (Rest wahrscheinlich in Afghanistan, Mali oder in Mutterschutz), Deutschland dient jedoch als Drehscheibe für die Truppenverlegungen (mit allen Konsequenzen für die ohnehin schon marode Infrastruktur) und sogar als „Host Country“, als gastgebendes Land.
Könnte es sein, daß das Virus zwischen Anfang Mai und Mitte Juni noch einmal besonders erbarmungslos zuschlägt, bevor es seinem Turbo eine Verschnaufpause gönnt? Immer vorausgesetzt, der „Krieg gegen niemanden“ namens „Defender 21“ bedingt nicht die von manchen befürchteten dramatischen Kollateralschäden, könnte dann ein neues Sommermärchen möglich werden. Wenn die gute Kanzlerin die „Notbremse“ dann bis zu den BT-Wahlen im September nicht mehr berührt, würden sich die Wähler ob solch unverhofften Glücks bestimmt gerührt und dankbar zeigen…