Altmod, Iuvenal, die Asylanten und die “Bunte Republik”

1-muslimischefamiliePeter Helmes und „altmod“

Viele meiner Leser werden Juvenal (eigentlich: Decimus Iunius Iuvenalis), den großen römischen Satiriker, 58(?)-127(?) n. Chr., kennen – ein Spötter von Jupiters Gnaden. Leider aber nicht von des Kaisers Gnaden; denn der Überlieferung nach schlug ihn Kaiser (und Tyrann) Titus Flavius Domitianus („Domitian“) wegen seiner Spottverse in Acht und Bonn, was ihn wohl auch um seine gesamte Habe gebracht haben dürfte. Er wurde in eine ägyptische Garnison „versetzt“ und durfte erst durch eine von Nerva ausgesprochene Begnadigung nach Rom zurück, allwo er (vorsichtshalber) seiner Spötterleidenschaft valet sagte und sich unter Kaiser Hadrian der allgemeinen literarischen Prosa zuwandte. Im späteren Pensionsalter juckte es ihn dann wieder. Er griff zur Leier und schmiedete erneut Spottverse.

Warum diese ausschweifende Einleitung mir geboten zu sein scheint, wird deutlich, wenn man die weiter unten folgenden Verse liest. „altmod“, meinen Lesern seit Langem als zuspitzender, „gelahrter“ Schreiber, bekannt, sollte nicht dasselbe Schicksal ereilen wie Iuvenal. „altmod“, dem Islam nicht gerade hold und im nämlichen Alter wie der späte Iuvenal, in Verbannung ausgerechnet im islamischen Ägypten? Das hätte er nicht verdient. Eher eine weitere Verbreitung seiner Gedanken, die ich hier mit seiner gütigen Erlaubnis wiedergeben darf. Zuvor erläuterte er mir, wie ihm zumute ist (P. H.):

„Ich wollte heute – nachdem mich meine Frau mit längeren Arbeitsaufträgen in Ruhe ließ – mal ernsthaft, im Sinne eines gymnasialen „Besinnungsaufsatzes“, den Begriff „Bunte Republik“ ausforschen. Es gelang mir nicht, es wurde zum wiederholten Mal ein „Pamphlet“. Juvenal nickte mir wieder zu.“ Also schrieb altmod eine Geschichte voller Lyrik und Prosa – ganz im Stile Iuvenals:

„Die Hymne der Guten im Dorf“ oder: Die „Bunte Republik“

Von altmod

Ich habe die vergangenen Tagen mit der Lektüre Ewald Gerhard Seeliger „Handbuch des Schwindels“ verbracht (siehe auch: altmod.de/?p=4973), was mich zwangsläufig und nachwirkend ins Satirische lenkte. Das Buch ist eine Fundgrube und Inspiration für „Ironisten“. Wie auch Wilhelm Busch…

Wer kennt nicht die Verse vom „Onkel Fritz“ aus Wilhelm Buschs “Max und Moritz”? Hier meine Umdichtung des Onkel Fritz – auf der Höhe der Zeit, die Hymne der Guten im Dorf: Darum als Kostprobe aus meinem jüngsten Machwerk die Umdichtung von Wilhelm Busch´s „Onkel Fritz“:

Wer im Dorfe oder Stadt

Einen Asylanten wohnen hat,

Der sei höflich und bescheiden,

Denn das mag der Fremdling leiden.

Morgens sagt man: „Guten Morgen!

Hat er etwas zu besorgen?“

Beschafft ihm, was er haben muß:

Handy, Hard Stuff, Omnibus.

Oder sollt`s etwa im Rücken

Drücken, beißen oder zwicken,

Gleich ist man mit Freudigkeit

Dienstbeflissen und bereit,

Oder sei`s nach einer Krise,

Daß ein Afrikaner heftig niese,

Ruft man: „Doktor!“ alsogleich

Und „Er kommt auch stracks zu Euch!“

Oder reicht das Geld nicht aus,

Geht´s zum Drogen-Dealen raus,

Holt man Wohlfahrtspfleger, Spezialisten,

Aber keine Polizisten.

Kurz, man ist darauf bedacht,

Dass kein Nazi Ärger macht.

Deutschland – „Volk ohne Raum“

Amerika war seit je ein Einwanderungsland. Für Deutschland musste diese Option nach Maßgabe der amerikanischen Alchemisten erst entwickelt werden. Wohl auch, um dem Deutschen die Überzeugung des „Volks ohne Raum“ auszutreiben.

Da der Deutsche angeblich die Einheitsfarbe braun so liebt, musste dem entgegengewirkt werden und so wurde schließlich als Antitoxin der Begriff der „Bunten Republik“ kreiert. Wer hat ursprünglich den Begriff erfunden?

Sticht man im Googlehupf herum, findet man als erste Quelle Udo Lindenberg mit seinem Lied und Text von der „Bunten Republik Deutschland“ aus dem Jahr 1989:

Egal ob Du ‚n Italdieser bist, oder ‚n Italjener.

Egal, ob Du ‚n fescher Deutscher bis, oder ‚n Türke, ‚n schöner.

Egal, ob Chinese, ob Irokese, ob Grieche oder Torero.

Egal, ob japanischer Sumo-Spezi oder Fachmann für Bolero.

Egal, ob Du ‚n Aficooler bist oder ‚n Afrikaner.

Egal, ob Du ‚n Indoneser bist oder ‚n Indianer.

Ob Kapuziner, Argentiner, Franziskaner oder Franzose,

und in seiner bodenlosen Lodenhose hingen seine Hoden lose.

Bunte Republik Deutschland, ganze Jumbos voller Eskimos,

wie in New York City – richtig schwer was los.

Wir steh’n am Bahnsteig und begrüßen jeden Zug, denn graue deutsche Mäuse,

die haben wir schon genug.

Bunte Republik Deutschland…

O müsfik canavar zihnimizin dibikara kuyusunnda uyuyor,

bizimle digeri arasinda telörgüden görünmez bir cit örüyor.

Bunte Republik Deutschland…

Bunte Republik Deutschland…

Dada oder gaga? Beides! Udo Lindenberg hat ein künstlerisches Problem: er kann nicht singen, näselt und rotzt deswegen ständig Nonsens ins Mikrofon.

„Multikulti ist gescheitert“

Es war danach eine zeitlang Ruhe um die „Bunte Republik Deutschland“; denn man durfte sich nun in der rot-grünen Ära auf die Benamsung „Multikulti“ kaprizieren. Ein albernes Kunstwort, welches eigentlich nur von beschränkten Gestalten wie Claudia Roth und Konsorten verwendet werden konnte. Schon das Wort fühlte sich im Mund nicht gut an; denn es musste immer heftig eingespeichelt werden. Schließlich waren sich sogar rote und grüne Soziologen und Politologen (gibt es eigentlich andere?) einig: „Multikulti ist gescheitert!“ – warum auch immer. Also musste eine neue anschauliche Redewendung, eine neue Umerziehungsphrase her.

Das Zwischenspiel von 1993, als der der DFB – eine der Ober-Kultur- und Anstandswächter-Organisationen der Republik – die Aktion „Mein Freund ist Ausländer“ kreierte, war nur von kurzer Dauer. War wohl dem Durchschnitts- und Stammtisch-Deutschen nicht eingängig, obwohl – oder gerade weil er auch – Fußballfan ist.

„Bunt statt braun“

Da nachgewiesenermaßen mit zunehmendem zeitlichem Abstand zum Ableben von Adolf Hitler die „braune Gefahr“ in Deutschland exponential zunimmt, war es Zeit, eine neue Verbildlichung zu schaffen. Nachdem die einstige Hansestadt und spätere DDR-Ostseemetropole Rostock in die Gefahr geriet, zu einem braunen Topos zu werden, taten sich dort einige Mutige und Aufrechte zusammen und gründeten 1998 das sog. überparteiliche Aktionsbündnis „Bunt statt braun“; denn es galt, unentwegt gegen Rechtsradikalismus Flagge zu zeigen.

Nun, der Begriff „bunt“ assoziiert im generellen etwas Positives, Farbenfrohes und Wünschenswertes. Der Begriff vereint positive Aspekte und negiert automatisch Uniformität, Gleichschaltung, Tristesse, Tod und Terror – alles negative Aspekte, die mit den Begriffen „bunt“ und „Multikulti“ nichts gemein haben.“

„Der ungesalbte Gesetzesunterkritzler Wulff“

So kann man verstehen, dass „bunt statt…“ sich in der Alltagsredekunst der Polit- und Gutmenschkaste festgeklebt hat. Der von unseren Volksschindern gewählte Obergutmensch der Republik, der ungesalbte Gesetzesunterkritzler von 2010, Christian Wulff, wünschte sich demnach in seiner Antrittsrede auch die „bunte Republik Deutschland“ sehnlichst herbei.

Ihm folgte landauf – landab die Kaste der Wichtigen, der unermüdlichen Volkspädagogen geistlicher und säkularer Provenienz nach, um die bunten Fahnen aufzuziehen. Jeder Dorfbürgermeister und seine eskortierenden Kirchenknechte propagieren jetzt ihre Gemeinden als bunt, tolerant, weltoffen: beim „Volkstrauertag“, zum Advent und vor dem Glühwein beim Weihnachtsmarkt, bei wärmenden Lichterketten in finstrer Winternacht usw.

Nochmal zur „Bunte Republik“: Da wird also – höchst unvorsichtig – etwas in einen Topf geworfen und zusammengemischt, ohne die Folgen zu bedenken. Mit dem Zusammenmischen von gewissen Farben muss man nämlich vorsichtig sein, es kommt immer „braun“ heraus, sagen Fachleute: „Die Komplementärfarben sind Blau und Orange, Rot und Grün und Gelb und Lila. Irgendeins dieser Paare zusammenzumischen erzeugt Braunschattierungen.“ (wikihow.com/Farben-zu-Brauntönen-mischen)

Nun bange ich doch ein wenig um den iuvenalen altmod. Der Zorn guter Menschen ist ihm gewiß. (PH)

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