Von Maria Schneider
Im Märchen „Vom Fischer und seiner Frau“ der Gebrüder Grimm heißt es:
Er meinte, er hätte sich verhört und rieb sich die Augen aus und sagte: “Ach, Frau, was sagst du?” “Mann”, sagte sie, “wenn ich nicht die Sonne und den Mond kann aufgehen lassen – das kann ich nicht aushalten, und ich habe dann keine ruhige Stunde mehr, daß ich sie nicht selbst kann aufgehen lassen.” Dabei sah sie ihn ganz böse an, daß ihn ein Schauder überlief. “Gleich geh hin; ich will werden wie der liebe Gott!” “Ach, Frau”, sagte der Mann und fiel vor ihr auf die Knie, “das kann der Butt nicht. Kaiser und Papst kann er machen; ich bitte dich, geh in dich und bleibe Papst!” Da kam die Bosheit über sie; die Haare flogen ihr so wild um den Kopf, und sie schrie: “Ich halte das nicht aus! Und ich halte das nicht länger aus; willst du hingehen?” Da zog er sich die Hosen an und lief davon wie unsinnig.
Draußen aber ging der Sturm und brauste, daß er kaum auf den Füßen stehen konnte. Die Häuser und die Bäume wurden umgeweht, und die Berge bebten, und die Felsenstücke rollten in die See, und der Himmel war ganz pechschwarz, und es donnerte und blitzte, und die See ging in so hohen schwarzen Wogen wie Kirchtürme und Berge, und oben hatten sie alle eine weiße Schaumkrone. Da schrie er, und er konnte sein eigenes Wort nicht hören:
“Manntje, Manntje, Timpe Te,
Buttje, Buttje in der See,
mine Fru, de Ilsebill,
will nich so, as ik wol will.”
“Na, was will sie denn?” sagte der Butt. “Ach”, sagte er, “sie will werden wie der liebe Gott.” “Geh nur hin, sie sitzt schon wieder in der Fischerhütte.”
Da sitzen sie noch bis auf den heutigen Tag.
Entlarvendes Transkript
Anlässlich des nun doch erfolgten Rücktritts der Bundesfamilienministerin und vormaligen rheinland-pfälzischen Landesumweltministerin Anne Spiegel (Grüne) nachfolgend noch einmal das von mir angefertigte Transkript der Erklärung, die Frau Spiegel unter Räuspern, Schlucken und Seufzen, mit offensichtlichem Widerwillen, am gestrigen Abend des 10. April 2022 vorgetragen hatte. Wen sie mit diesem kaltherzigen, hochmanipulativen Vortrag ohne jedes Mitgefühl für die Opfer der Flutkatastrophe hat überzeugen wollen, wird wohl auf ewig ihr Geheimnis bleiben. Hier also die Niederschrift von Frau Spiegels Rechtfertigung für einen Familienurlaub nach der Flutkatastrophe (wer sich das gesamte Drama im Detail zumuten will, siehe hier):
„Und ich mache jetzt einen ungewöhnlichen Schritt, zu dem ich mich entschieden habe. (Räuspern und Pause) Mein Mann hatte eigentlich immer in der Vergangenheit immer ausdrücklich darum gebeten, dass wir die Privatsphäre unserer Familie wahren. Aber ich möchte diesen Schritt gehen, um die Sachlage auch etwas einordnen zu können. (Räuspern und Pause).
Im März 2019 hatte mein Mann einen Schlaganfall (Pause). Dieser hat dazu geführt, dass er seit dem Schlaganfall ganz unbedingt Stress vermeiden musste (leicht zittrige Stimme und Pause). Die Coronapandemie war für uns mit 4 kleinen Kindern – ein Kind im Kitaalter und drei Kinder im Grundschulalter (Pause) eine wahnsinnige Herausforderung, die die Kinder auch ganz klar mit Spuren versehen hat (Pause) und ich hatte (Pause) mich dann entschlossen – wozu ich auch stehe – die Spitzenkandidatur für die Landtagswahl zu übernehmen – gleichzeitig zu meinem Amt als Ministerin für Familie in Rheinland-Pfalz.
Ich hatte dann einen Schritt gemacht, der im Nachhinein ein Fehler war, weil er zuviel war. Ich hatte ab dem 1. Januar 2021 (Schlucken) nicht nur das Familienministerium und die Spitzenkandidatur. Ich habe auch das Umweltministerium geschäftsführend mitübernommen.
Zittrige Stimme und viele Pausen
Und ich habe diese Aufgabe sehr ernst genommen und es war zuviel. (Pause und tiefes Einatmen). Das hat uns als Familie über die Grenze gebracht. Ich habe danach federführend für die Grünen Koalitionsverhandlungen gemacht (längere Pause), aber mein Mann war (Pause) sehr stark auch belastet und es war … wirklich an einem Punkt zum ersten Mal für uns als Familie … wo wir Urlaub (zittrige Stimme und Ausatmen) gebraucht haben (Kopf trotzig nach hinten, Lippen trotzig geschlossen, danach Räuspern), weil man Mann nicht mehr konnte. Und es war für mich eine sehr schwere Abwägung, die ich mir auch nicht leicht gemacht hatte (zittrige Stimme, gefolgt von einer mädchenhaften Stimme) Zwischen meiner Verantwortung als Ministerin (Pause) und der Verantwortung …als Mutter … mit vier Kindern … , die noch klein sind und die in der Coronapandemie … nicht gut durch diese Pandemie gekommen sind.
Und deshalb … haben wir uns als Familie entschieden (Ausatmen und Pause), am Sonntag, den 25. Juli … in den Urlaub zu fahren. Das war 10 Tage nach der Flutkatastrophe (mit zittriger Stimme ausgesprochen, danach schweres Schlucken und Pause). Und das war (seufzendes Ausatmen) ein Fehler, das wir (Pause mit genervter Mikromimik) auch so lang in Urlaub gefahren sind und dass wir in den Urlaub gefahren sind. Und ich bitte (Schlucken und Pause) für diesen Fehler (Pause) um Entschuldigung. Ich habe (Räuspern) unmittelbar am Morgen nach der schrecklichen Flutnacht („Flutnacht“ stockend ausgesprochen) sofort einen Krisenstab einberufen (schweres Einatmen) für den Wiederaufbau der Trinkwasserversorgung, die Wiederherstellung von Kläranlagen, den Wiederaufbau der Energieversorgung und dann auch für die Beseitigung von Schutt und Abfall.
Ich habe in den Tagen … nach der Katastrophe einen 20 Millionen Euro Sofortprogramm für die Kommunen auf den Weg gebracht (Schlucken, Pause, tiefes Einatmen, Wechsel in zittrige Stimme) Und ich bin dann 10 Tage später aus den Gründen, die ich gerade geschildert habe … weil ich mich in der Abwägung entschieden hatte, dass ich an diesem Punkt für meine Familie da sein muss, in den Urlaub gefahren.
Vergebliche „Spiegel-Fechtereien“
Ich war während des Urlaubs immer erreichbar. Ich habe Telefonate geführt. … Und ich habe mich immer informiert. Mit zittriger Stimme: Und wenn es irgendeinen Anlass gegeben hätte, den Urlaub abzubrechen, dann hätte ich das auch sofort getan.
Ich habe (Räuspern und Schlucken) gestern, als ich auf Polenreise war – als Bundesministerin – (Mimik und Ausdruck wirken schuldbewußt. Ob wegen der Reise oder der Ämterhäufung – wer weiss?) … sehr kurzfristig von der Anfrage (seufzendes Ausatmen) der BILD am Sonntag erfahren.
Wir haben dann im Bus in Polen zwischen zwei Terminen die Anfrage besprochen (Schlucken, Pause, heruntergezogene Mundwinkel, Mikroaggression in der Mimik) und erörtert und ich habe telefoniert. Ich hatte die Info, … dass in meinem Kalender während meines Urlaubs die Kabinettssitzungen stehen. Und deswegen haben wir das angegeben und ich habe … das auch freigegeben. Ich bin gestern Abend von der Polenreise (Schlucken und Pause) zurückgekommen.
Ich war mir unsicher .. ich habe das heute in den Protokollen … der Kabinettssitzung prüfen lassen (kleiner Seufzer). Ich habe nicht aus meinem Urlaub heraus an den Kabinettssitzungen teilgenommen, aber ich möchte betonen, dass ich di ganze Zeit erreichbar war. Ich habe mit der Ministerpräsidentin gesprochen.
Widerwillig und genervt
Ich habe mit meinen Staatssekretären gesprochen, telefoniert. (Tiefes Einatmen) Ich habe natürlich auch .. war in den Mails (Schlucken) und es ist auch zutreffend, dass ich meinen Urlaub unterbrochen habe, um für einen Tag zurück ins Ahrtal zu kommen. Räuspern und lange Pause. Sodann wendet Frau Spiegel den Blick nach rechts und sagt entspannt in einer völlig normalen Stimme, aus der jede Anspannung verschwunden ist: „Jetzt überleg‘ ich grad noch, ob ich irgendwas …“
Man sieht, wie sie nachdenkt und dann nochmals den Kopf nach rechts wendet: „Jetzt muss ich es noch irgendwie abbinden.“ (Wieder der leicht widerwillige, genervte Blick und ein Schlucken)
Ich ähm (Augen fahren überlegend hin und her nach dem Motto: „Irgendetwas war da doch noch?) ich möchte mich … für die Fehler (Pause und Ausatmen) ausdrücklich … entschuldigen (zittrige, fast wegbleibende Stimme).
Abschließender Augenschlag. Sodann kopfnickend: „Danke“. Frau Spiegel wendet sich sofort ab und verläßt das Bild.
Heute Nachmittag, keine 18 Stunden nach diesem Auftritt, hat sie nun auch die politische Bühne verlassen und ist zurückgetreten. Besser spät als nie.