Michael van Laack
Seit etwas mehr als zwei Jahren ist Robert Ketelhohn Ortsvorsitzender der AfD Velten im Kreisverband Oberhavel (Brandenburg). Lange Zeit agierte er relativ unauffällig, war auf mancher den römisch-katholischen Traditionalisten zugeneigten Seiten (aber auch sedivakantistischen) unterwegs, bezeichnet sich selbst auch immer wieder als Christ.
Seit dem 24. Februar zeigen seine Tweets allerdings: Er ist (platonisch selbstverständlich) in den Kriegsverbrecher und Völkermord-Beauftragter Wladimir Putin verliebt. Regelmäßig verbreitet er russische Propaganda-Videos und Fake-Meldung aus der Schmiede von Nikolai Alexander, dem Chefideologen und Mastertroll der sogenannten “Konservativen Revolution“ in Deutschland.
Das substanzlose Argument: Satire darf alles!
Heute nun hat der AfD-Ortsvorsitzende endgültig seine Maske fallen lassen. Mit dem übernommenen Video aus der Produktion des staatstreuen “Komikerduos” Vovan & Lexus verbreitet er auch seine Vorstellung vom “Frieden” der Ukraine mit Russland. Man muss kein Wort von dem verstehen, was im Video gesprochen wird (z. B. die Passage, wo das Double nach der Verkündigung der Demilitarisierung auf “Schulterdruck” auch die Entnazifizierung der Ukraine verkündet).
Es reicht, die Hand des Schlächters Ramsan Achmatowitsch Kadyrow bei der Unterzeichnung der Kapitulationsurkunde auf der Schulter des Darstellers des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ruhen zu sehen, um diesen gnadenlosen Menschenfeind danach noch für ein paar Sekunden live zu erleben.
Klar, Ketelhohns Verteidiger werden nun (wie es sonst die linken Freunde Böhmermanns tun), „Satire“ als Verteidigung in den Raum werfen. Doch mit Blick auf das Gebaren des Ortsvorsitzenden und seinem mehrfach kundgetanen Hass auf die Ukraine im Allgemeinen und Selenskyj im Besonderen in den vergangenen dreieinhalb Monaten muss dieser Einwand wirkungslos verpuffen.
Alles gut! Das ist doch erst der 7.981 Einzelfall mit geringer Reichweite
Wird der AfD-Landesverband auf diesen Tweet reagieren und Ketelhohn auffordern, ihn zu löschen? Möglich, aber nicht wahrscheinlich, denn nicht wenige Ostgenossen hoffen auf Putins Endsieg. Ich würde gern einmal die Sprecher der AfD – Tino Chrupalla und Alice Weidel – befragen, ob sie solche Tweets für mit der Parteilinie vereinbar, lediglich für die erlaubte Meinungsäußerung eines Mandatsträgers oder eher kontraproduktiv halten. Doch die beiden haben eine schwierige Woche in der Bundestagsfraktion und im Bundestag vor sich, so dass sie sich mit wichtigeren Fragen als jener der Außendarstellung der Partei in der Öffentlichkeit beschäftigen müssen. Kann man ja verstehen…
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