Conservo-Redaktion
(Bischof Richard Williamson*) Rom ist und bleibt der Kirche Hort, mag’s uns auch nicht behagen – Dass dort der Glaube schmilzt hinfort, können wir nur beklagen.
Im Folgenden fassen wir einen Artikel zusammen, den ein französischer Journalist, Jean-Marie Guénois, in der Pariser Tageszeitung Le Figaro veröffentlicht hat. Mit überzeugenden Argumenten untermauert er seine These, dass Papst Franziskus leider Gottes durchaus keinen neuen Kurs einschlägt.
Die Befürchtungen der sozialistischen Bischöfe Deutschlands sind unbegründet
Rom ist in Aufruhr. In der Heiligen Stadt herrscht ein hochgradig gespanntes Klima, das im Kontrast zu dem der Welt vorgegaukelten Bild der Eintracht steht. Die – einst gefürchtete – römische Kurie wird von Franziskus regelmässig übergangen. Anno 2013 hat Franziskus eine umfassende Reform der Kurie in die Wege geleitet, die an Pfingsten dieses Jahres, wenn die neue Apostolische Konstitution Praedicate Evangelium in Kraft tritt, Gültigkeit erlangen wird.
Die wichtigste Änderung besteht darin, dass alle Ministerien der Römischen Kurie auf ein und dieselbe Stufe gestellt werden. Dies bedeutet eine Abschaffung der Hierarchien innerhalb der Vatikanischen Ministerien. Alle gelten fortan als gleichrangig. Die Kongregation für die Glaubenslehre, die in Bezug auf Würde und Bedeutung das höchstrangige Ministerium war, wird in eine Position relegiert, die hinter derjenigen des Dikasteriums für die Evangelisierung und nur noch knapp vor derjenigen eines neuen, für Wohltätigkeit und humanitäre Aktionen zuständigen Dikasteriums rangiert. Das ist der neue Geist des Papstes: Bevor über die Doktrin gesprochen wird, muss die Kirche ”pastoral” werden – wie ein Hirte, der sich um seine Herde kümmert, und nicht wie ein Lehrer der Tugend, der seine Studenten moralisch verbessert.
Die Kirche von Rom – einstmals Lehrmeisterin – wird zur Magd der Befreiungstheologie
Von kardinaler Bedeutung ist auch ein anderer Punkt, den der Papst durchgesetzt hat, nämlich dass ein Laie, sei er männlichen oder weiblichen Geschlechts, fortan ein Vatikanisches Ministerium leiten kann. Dieses Amt war bisher Bischöfen und Kardinälen vorbehalten, und zwar aus fundamentalen theologischen Gründen, die mit der Verfassung der Katholischen Kirche selbst zusammenhängen. Die Apostolische Konstitution fördert auch die Dezentralisierung. Der Vatikan bleibt der Vatikan, doch steht er im Dienste der Bischofskonferenzen, der nationalen Strukturen der Kirche in aller Welt, und steht nicht länger über ihnen. Von Fragen der ”Doktrin, Disziplin oder der Kommunion der Kirche” abgesehen, werden die Bischofskonferenzen befugt sein, über lokale Angelegenheiten zu entscheiden, ohne die Genehmigung Roms einholen zu müssen.
Franziskus preist seine Reformen als ”Geist der Synode”. Es ist dies ein “demokratischer” und ”kollektiver” Geist, der von der Leitung der orthodoxen und protestantischen Kirchen inspiriert ist. Franziskus will sämtliche Stufen der katholischen Kirche mit diesem Geist durchtränken. Zu diesem Zweck hat er den Erzbischof von Luxemburg, Jean-Claude Hollerich, in die Schlüsselposition eines Berichterstatters bei der nächsten römischen Synode über die ”Synodalität” berufen. Hollerich, ein Jesuit, hat sich mehrfach für eine Änderung der Einstellung der Kirche zur Homosexualität ausgesprochen und behauptet, die ”Positionen der Kirche zur Sündhaftigkeit homosexueller Beziehungen” seien falsch.
Latein und Tradition haben mit der “Realität” nichts zu tun
Bei einem Treffen in Bratislava vertraute der Papst slowakischen Jesuiten an, er ”leide” sehr darunter, die ”Ideologie des Rückschritts” in der Kirche beobachten zu müssen. Der Kampf gegen diese ”Ideologie des Rückschritts” war auch der Grund für seinen Beschluss, die Zunahme von Gemeinden, welche die Messe nach dem tridentinischen Ritus zelebrieren, zu stoppen. ”Ich werde diesen Weg weiter beschreiten”, sagte er zu den Jesuiten und wandte sich gegen junge Priester, die, ”kaum sind sie ordiniert”, die Bischöfe um die Erlaubnis ersuchen, “die Messe in lateinischer Sprache zu lesen”. Sie müssten ”zurück auf den Boden der Realität gebracht” werden.
In Rom zirkulieren mittlerweile Listen mit potentiellen Kandidaten für die Nachfolge des heutigen Papstes. Allerdings beruhen solche Listen lediglich auf Spekulationen. Sie haben noch nie den Ausschlag bei einer Papstwahl gegeben. Eines ist freilich sicher: Mit der nächsten Gruppe von Kardinälen, die Franziskus ernennen wird, wird er zwei Drittel der Kardinäle im nächsten Konklave gewählt haben. Dies ist die Mehrheit, die es braucht, um einen Nachfolger zu bestimmen. Franziskus kontrolliert alles, bis ins letzte Detail.
Kyrie eleison
*Ungekürzte – von der conservo-Redaktion mit Zwichenüberschriften versehene – deutsche Übersetzung der Nr. 781 ( 2. Juli 2022) der “Eleison-Kommentare”, einem von Bischof Richard Williamson wöchentlich mehrsprachig herausgegebenen Rundbrief.
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