Michael van Laack
“Sind wir nicht alle ein bisschen queer?” Diese Gegenfrage hörte ich erst vor wenigen Tagen aus dem Munde eines Mitarbeiters des Ordinariats der Erzdiözese München und Freising zu meiner Frage, warum die LGBTIQ+-Lobby im Erzbistum schalten und walten kann, wie sie mag.
Viele deutsche Bischöfe haben in den vergangenen Jahren ihren Kompass verloren. Nicht mehr Christus ist es, auf den sie schauen, sondern veröffentlichte Meinung, Umfragen und der Druck von zahlenmäßig oft marginalen Pressure-Groups, wenn man auf die Gesamtzahl der Gläubigen schaut. Ob Migration, Klimawandel, Corona, Kampf gegen rechts, Gendersprache oder eben LGBTIQA+: Die Akte der Regierung und die Stimmung in der Gesellschaft (die gefühlte Lebenswirklichkeit) ersetzen mehr und mehr die Worte des Herrn und die über zwei Jahrtausende gewachsene Lehre der Kirche.
Verweltlichung ist geil – Gebote sind langweilig
Entscheidungen gegen den Mainstream und tatsächliche oder gefühlte Mehrheitsmeinungen in der Gesellschaft gibt es nahezu nicht mehr. Kirche will ein Teil der Borg sein (um mal auf die Feinde der Menschheit in der zweiten Enterprise-Serie zurückzugreifen) und entwickelt seit mehr als zwei Jahrzehnten die freiwillige Assimilation mit Sozialisten, Atheisten und Anti-Humanisten.
Lediglich bei den Fragen Abtreibung und Euthanasie wagt man noch nicht den Schulterschluss mit der Grünen Jugend oder den Jusos. Aber die Vorsitzende des ZdK (Zentralkomitee Deutscher Katholiken) hat vor einigen Tagen demonstriert, dass man auch hier zu Kompromissen bereit ist.
Wie Hunde die Abfälle vom Tisch ihres Herrn fressen…
Doch ist es nicht nur die Furcht davor, die Lehre Christi und der Kirche vor aller Welt zu verteidigen und von den Leitmedien oder im persönlichen Umfeld harsch kritisiert (vielleicht sogar gemieden) zu werden, die unsere Bischöfe und viele Priester antreibt, immer schön mit dem Strom zu schwimmen und den Nichtchristen/Nichtreligiösen zu zeigen, dass man zu den Guten gehört und “woke” ist! Bei manchen Klerikern kommt Faulheit (Gemütlichkeit) hinzu. Das Leben ist so kurz, denken sie. Warum sollte ich es mir mit Glaubensfragen oder zeitaufwendiger Mission versauen.
Und dann sind da noch jene, die äußerst praktisch denken, die den schnöden Mammon im Blick haben. Dabei geht es nicht nur um die Frage, ob der Staat für eine “ungehorsame” Kirche weiter Steuern eintreiben würde. Entscheidender für die geübte Anbiederung sind die Leistungen des Staates. Denn von diesem wird vieles bezahlt. Deutsche Bischöfe sind (wie Beamte) in gewisser Art und Weise Eigentum des Staates. Das war zwar schon immer so, wurde aber erst in den vergangenen eineinhalb Jahrzehnten zum Problem, als Bundes- und Landespolitik sich zunehmend von den christlichen Grundwerten entfernten. Deshalb ist jetzt angesagt, immer schön unauffällig zu bleiben. Mehr als je zuvor gilt: Wes Brot ich ess, des Lied ich sing!
Marx ist ein bunter Hund im negativen Sinn!
Ein Paradebeispiel für diese Haltung ist der Münchener Erzbischof Reinhard Kardinal Marx, ehemaliger Liebling von Papst Franziskus, von dem der Kardinal sich eine sozialistische Weltkirchenrevolution versprochen hatte. – Was auch immer der Staat für richtig hielt und hält, macht Marx mit bzw. verteidigt oder beschweigt es: Selbstverständlich ist er für Windräder und gegen Atomkraft, für mehr mit Flüchtlingsbooten gerettete Sozialsystemasylanten, für das Gendersternchen, gegen jedes einzelne AfD-Mitglied, für jegliche gewesene und noch kommende Coronaschutzmaßnahme, gegen das Zölibat, für eine feministischere Kirche und selbstverständlich auch dafür, dass – wie Schwarz-Rot-Gold zunehmend von Rot-Orange-Gelb-Grün-Blau-Violett als Hoheitszeichen verdrängt wird – nicht mehr das Kreuz sondern die LGBTIAQ+-Flagge jenes Zeichen sein soll, in dem wir siegen.
Wohl auch deshalb (aber nicht nur) ist Marx zu feige, auch nur mit einem einzigen Wort die Genderideologie zu kritisieren, die Zerstörung der Familie (Kern jeder Gesellschaft) zu beklagen oder auch Kritik an den Sodomiten unserer Zeit, ihren Propagandisten und ihren Verteidigern zu üben. Ganz im Gegenteil fördert er die LGBTIAQ+-Lobby in seinem Erzbistum nach Kräften. Möglicherweise ist er selbst Teil dieses Netzwerkes, selbst homosexuell.
Kann man Lobbyist sein, ohne der zu fördernden Gruppe anzugehören?
Anders lässt sich kaum mehr erklären, warum er z. B. den Priester Wolfgang F. Rothe seit Monaten in der Verbreitung der Genderideologie und der teilweise maßlosen Kritik an der Lehre der Kirche hinsichtlich der Sakramente, der Sexualmoral und dem päpstlichen Primat gewähren lässt; anders lässt sich kaum begreifen, dass er überall in seiner großen Diözese die bunten Fahnen vor den Kirchen wehen sehen möchte und einem Priester wie Rothe gestattet, sich auf dem CSD in München beinahe schon lasziv ablichten und in großen deutschen Tageszeitungen publizieren zu lassen.
Reinhard Marx muss selbst homosexuell sein oder einen anderen Grund haben, eine Bewegung zu unterstützen, die seit Jahrzehnten christen- und kirchenfeindlich agiert, politisch mehrheitlich rot und grün denkt und von einer Gesellschaft träumt, in denen 546 konstruierte Geschlechter den zwei biologischen vorschreiben, wie sie zu denken und was sie zu tun haben. Ein Erzbischof, der einem Priester seiner Diözese ohne Konsequenzen (ggf. sogar noch still applaudierend) diesen Auftritt durchgehen lässt, ist entweder feige, homosexuell oder beides!
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