Michael van Laack
Nachdem Russlands Außenminister Sergei Wiktorowitsch Lawrow gestern erklärte, sein Land verfolge das Ziel, die ukrainische Regierung zu stürzen und über die “Republiken” hinaus weiteres Territorium erobern zu wollen, wird sich der wohlstandsverwahrloste Teil der deutschen Pazifisten recht bald entscheiden müssen, ob er Putin weiterhin in Schutz nimmt und die Rücknahme aller westlichen Sanktionen, die Einstellung von Waffenlieferungen und zeitnahe Friedensverhandlungen fordert oder dem Herrscher im Osten die Gefolgschaft verweigert.
Ich meine hier jene, die dafür plädieren, Nord Stream 2 zu öffnen, weil Putin der verlässlichste Partner der Welt sei (Deutschland zwinge ihn schließlich dazu, Gasliefermengen vertragswidrig zu reduzieren) und jene, die der Ansicht sind, die Ukraine habe bei umgehend einzuleitenden Friedensverhandlungen nichts zu suchen, denn die USA und Russland müssten den Staat friedenstiftend aufteilen (so es noch etwas aufzuteilen geben sollte).
Die Argumentationsspielraum der „Pazifisten“ schmilzt
Das Argument jener Putinlover, die sich Pazifisten nennen, lautete bis gestern noch: Russland sichert nur die berechtigten Anliegen jener ukrainischen Landesteile, deren Bewohner zu Russland gehören “wollen”. Man beende endlich und dauerhaft den seit fast einem Jahrzehnt währenden militärischen Konflikt, der von EU und NATO sträflich ignoriert wurde.
Seit gestern zählt dieses Argument endgültig nicht mehr. Russland sagt nun, es brauche eine “Pufferzone” zwischen den durch den Angriffskrieg besetzten Gebieten und der Restukraine, damit die böse Regierung in Kiew erst gar nicht auf die Idee kommen könne, die mit militärischer Gewalt geschaffenen Fakten zu revidieren. Dass es sich dabei nur um einen Vorwand handelt, ist jedem vernunftbegabten Menschen klar. Denn kaum wären diese zusätzlichen Gebiete erobert, wären ja auch sie von Angriffen bedroht. Letztendlich geht es also um die Besetzung des ganzen Landes oder wie Lawrow erklärte: “In Zukunft werden Russen und Ukraine friedlich ZUSAMMENleben.
Putin lässt töten, doch im Westen wohnen die Bellizisten?
Zwischenzeitlich sei es aber auch wichtig, erklärte der russische “Chefdiplomat” den nicht wenig überraschten Journalisten während seines Ägypten-Besuchs, die ukrainische „Nazi“-Regierung zu stürzen und durch eine ersetzt werden, die gut ist für das unterdrückte und getäuschte Volk. Was er damit meint, ist glasklar: eine Marionettenregierung Moskaus, die über jedes Stöckchen springt, welches der Faschist im Kreml ihr hinhalten lässt.
Dass die oben erwähnte Gruppe innerhalb der deutschen Pazifisten sich nun über den Vorschlag von Agnes Strack-Zimmermann empört, den geplatzten Ringtausch durch Panzerdirektlieferungen an die Ukraine zu ersetzen und im Chor wieder “Nieder mit dem westlichen Bellizismus” ruft, zeigt überdeutlich, dass ihre Protagonisten entweder nichts verstanden haben oder tief in ihrem Herzen den Angriffskrieg der Russen für gut und die Verteidigung der Ukraine für verwerflich halten.
Eines jedenfalls steht fest: Wer so wie beschrieben denkt und sich auf Demos oder im Netz weiterhin unter den schützenden Flügeln der Friedentaube bewegt, ist entweder ein Tarner, Täuscher und Lügner oder so naiv, dass er eigentlich verdient hätte, für ein paar Monate im Gulag zu verschwinden und die Freuden russischer Gastfreundschaft zu genießen.
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