Michael van Laack
Die sexuelle Orientierung eines Menschen geht niemanden etwas an. So sollte es sein! Aber da eine große Zahl sogenannter Queer-Personen uns permanent ihr “Geschlecht” oder zumindest ihre “sexuelle Orientierung” in öffentlichen Statements oder beiläufigen Bemerkungen in Gesprächen regelrecht aufdrängen, weil sie von den Heterosexuelle erwarten, dass diese umgehend “Respekt” zeigen und den “Mut” für dieses “Bekenntnis” loben, wage ich, obige Frage mit Blick auf die Stimmenmehrheiten der Mitglieder der DBK bei Texten zu Gender und Homosexualität auf der vierten Vollversammlung des “Synodalen Weges” zu stellen.
Zudem sahen wir zu Jahresbeginn die innerkirchlich orchestrierte und von zahlreichen kirchenfeindlichen Medien positiv konnotierte Kampagne OutInChurch, in deren Rahmen sich zunächst 125 hauptamtliche Mitarbeiter, Kleriker und Ordensleute outeten. Im Laufe der Folgemonate kamen noch einige dazu.
Als Intention dieser Kampagne wurde angegeben,
„diffamierende und nicht zeitgemäße Aussagen der kirchlichen Lehre zu Geschlechtlichkeit und Sexualität auf Grundlage theologischer und humanwissenschaftlicher Erkenntnisse zu revidieren.”
Das Vorfeld- und Wahlverhalten gibt Anlass zu mehr als nur Spekulation
Tatsächlich ging es darum, Druck aufzubauen, um die katholischen Bischöfe zu bewegen, sich öffentlich gegen die Lehre der Kirche zur Homosexualität zu stellen. Im Hintergrund ging und geht es aber auch um andere Themen, die alle mit Sex zu tun haben. Zölibat, außereheliche Beziehungen, Anerkennung der Gendertheorie. Als Beifang ohne direkten Bezug zur Sexualität dann noch um die Priesterweihe der Frau, die Leitung der Gemeinde durch Priester und die Autorität der Bischöfe bei Entscheidungsprozessen.
Auf der vierten Vollversammlung des SW, der gestern nach drei Tagen zu Ende ging, stimmten bei der einzigen geheimen Wahl noch mehr als ein Drittel der Bischöfe gegen einen Text, der die Basis für einige Veränderungen der kirchlichen Lehre darstellte. Ab dem Moment, wo namentlich abgestimmt wurde (eine Namenliste stellte der SW auch auf seinem Account online), enthielt sich ein größerer Teil der bisherigen Nein-Sager bei den zur Abstimmung stehenden Dokumenten, die klar häretische Züge tragen oder schwenkte sogar ins Ja-Lager um. Über die Gründe dafür berichtete ich gestern bereits ausführlich:
Nicht jeder, der sich für Homosexuelle in der Kirche einsetzt ist queer, aber…
Nun lässt sich gewiss nicht pauschal sagen: Alle Bischöfe, die sich für die “Neubewertung” der Lehre über Homosexualität im Besonderen und Sexualität im Allgemeinen (hier vor allem die Frage nach dem Zölibat) aussprechen, sind homosexuell, bisexuell oder schlafen regelmäßig mit ihren vor der Öffentlichkeit geheim gehaltenen Freundinnen oder gar weiblichen Angestellten des bischöflichen Haushalts.
Da ich aber DDr. Wolfgang F. Rothe (einen der medial präsentesten Kleriker unter den Lobbyisten der LGBTIQA+usw.-Community) definitiv als einen tief im Milieu verwurzelten Insider und zudem – trotz den vielen und nicht unerheblichen Differenzen zwischen uns in theologischen Fragen – als einen klugen Kopf achte, der Daten, Fakten und Zahlen nicht einfach mal erfindet, weil sie gerade ganz gut zu einem Thema passen, dass er voranbringen möchte und er sich zudem wo nötig korrigieren lässt…
…mache ich 50 % zum Basiswert für meine Überlegungen. Wenn ca. 50 % des Klerus schwul oder in anderer Form queer sein sollte, wird man für die Bischöfe einen ähnlichen Wert annehmen dürfen. Dafür spricht auf jeden Fall, dass sich (nicht erst seit OutInChruch, aber seitdem auffällig zunehmend) zahlreiche Bischöfe der DBK mit Verve dafür einsetzen, dass die oben und im gestrigen Artikel beschriebenen Änderungen an der Lehre der Kirche vorgenommen werden. Wie in der “echten” Politik ist auch in der Kirchenpolitik zu 80 bis 90 % Eigeninteresse (und Interesse für die Lobby oder Community, der man sich nahe oder verpflichtet fühlt) im Spiel, wenn es um Änderungen geht.
Mittleres Risiko und große Chance zugleich
Den Gläubigen gegenüber wäre es deshalb nur fair, wenn sich unsere Bischöfe outen würden. Passieren dürfte ihnen letztlich nichts. Eine solche Aktion könnte doch eigentlich nur in ihrem Sinn positive Synergien erzeugen. Man stelle sich die Schlagzeile vor: “33 deutsche Erzbischöfe, Bischöfe und Weihbischöfe haben sich heute in einer gemeinsamen Erklärung als queer geoutet”. Dazu müsste sich der Vatikan verhalten.
Vermutlich würden auch zahlreiche Bischöfe anderer westlicher Bischofskonferenzen dem Beispiel der DBK folgen. Der “Synodale Weg” möchte laut dem homosexuellen? (das Fragezeichen habe ich lediglich aus juristischen Gründen angefügt) Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz und Bischof von Limburg – Georg Bätzing – Vorreiter sein und der Weltkirche den Weg weisen. Der schnellste Weg, Klarheit zu bekommen, wäre der des Bischofsoutings. Eine Win-Win-Win-Situation. Denn erstens wüssten die Gläubigen, woran sie sind, zweitens würde eine definitive Entscheidung des Papstes noch vor der Weltsynode erfolgen und drittens müssten diese vielen Bischöfe nicht mehr jeden Morgen ihre Heterosexuellen-Maske aus dem Schrank holen und sie über den Tag (mal mehr und mal weniger schlecht sitzend) tragen.
Eminenzen, Exzellenzen, Hochwürdigste Herren! Bitte outen Sie sich, bevor es andere tun. Der dadurch für die Kirche entstehende Schaden wäre weitaus größer! Und: Mit nicht geringer Wahrscheinlichkeit erreichen Sie für sich und zahllose andere queere Menschen so wesentlich schneller eine in Ihrem Sinn positive Entscheidung.
Das freilich liegt in Gottes Hand. Ist das Werk ein Gutes, wird es auch Früchte tragen.