Ist Münchens Erzbischof homosexuell oder “liebt” er lediglich bunte Priester?

Michael van Laack

Zweifellos habe ich in den zwölf Jahren, in denen ich als Betreiber großer Facebook-Profile und/oder Blogger unterwegs bin, noch nie eine so provokante Frage in der Überschrift gestellt. Doch das Maß ist nun so voll, dass es an der Zeit ist, mit Blick auf den Münchener Erzbischof Reinhard Kardinal Marx Klartext zu sprechen.

Um zu Beginn meiner Überlegungen schon einmal manches Argument, dass mir entgegengehalten werden könnte, anzuführen: Ja, Gott liebt alle Menschen, sonst hätte er nicht seinen Sohn als Menschen gesandt, um unserer Sünden willen den Opfertod am Kreuz zu sterben.

Und ja: jeder Bischof hat eine Fürsorgepflicht gegenüber den ihm anvertrauten, sodass er sehr sorgfältig abwägen muss, welche Maßnahmen er ergreifen und/oder einem einzelnen Priester empfehlen soll. Allerdings haben Mitarbeiter von Unternehmen und Institutionen auch eine Loyalitätspflicht gegenüber ihrem Arbeitgeber bzw. Dienstherrn. Zudem leistet jeder Bischof einen Treueeid, die Lehre der Kirche zu bewahren, durch das eigene Beispiel zu leben und zu verteidigen und dem Papst Gehoram zu leisten, wenn dieser eingefordert wird. Dazu gehört auch, Ärgernisse klar zu benennen und so gut als möglich abzustellen.

Rothe ist nur einer von vielen – aber sehr schrill und subtext-aggressiv

Ärgernisse dieser Art gibt es in diesen Zeiten viele. Der München-Perlacher Priester DDr. Wolfgang Rothe gehört allerdings zu den Wenigen, die ein Ärgernis-Abo zu besitzen scheinen. Wir haben das auf conservo schon mehrfach thematisiert, auch gab es einen Briefwechsel zwischen dem Münchener Ordinariat und mir, den ich selbstverständlich nicht öffentlich machen darf, der aber auch nicht ausreichend Substanz von Seiten der Antwort des Ordinariats besitzt, als dass er eine Öffentlichmachung verdienen würde.

Man könnte Wolfgang Rothe als schillernde Figur bezeichnen. Doch das würde ihm vermutlich schmeicheln und trifft darüber hinaus nicht zu: Schon in St. Pölten war Rothe hochumstritten. Ein Sexskandal, dessen Hintergründe bislang nicht vollständig aufgeklärt werden konnten, wozu auch Rothes in Teilen apologetisch anmutendes Werk “Missbrauchte Kirche” keinen wirklichen Beitrag leisten konnte oder besser: wollte, brachte ihn sehr nah an eine Laisierung (die Entfernung aus dem Priesterstand). Doch Totgesagte leben bekanntlich länger, vor allem wenn sie gut vernetzt sind und Freunde besitzen, die als innerkirchliche Defibrillatoren in Menschengestalt fungieren.

Hat Marx an Rothe einen Narren gefressen?

Ein solcher „Freund“ wuchs Rothe in der Gestalt des 2008 auf den Erzbischofsstuhl von München und Freising berufenen Reinhard Kardinal Marx zu. Er holte den in vielerlei Hinsicht gefallenen Priester 2010 in seine Erzdiözese. An der dortigen Ludwig-Maximilians-Universität promovierte Rothe 2013 zum Doktor der Theologie, nachdem er bereits 2002 in Rom im Kirchenrecht promoviert hatte.

Der ehemalige Subregens des Priesterseminars von St. Pölten galt lange Zeit als sehr konservativ bis traditionalistisch (wie auch Dr. theol. habil. Dr. phil. David Berger, der aber im Gegensatz zu Rothe seinen theologischen Positionen nach dem Outing treu blieb, sein Buch „Der heilige Schein” mittlerweile in Teilen bereut, die Gender-Theorie ablehnt und sich in der Transsexuellendebatte nicht auf die Seite von Männern in Frauenkleidern stellt, die sich über die Quote ein Bundestagsmandat verschafft haben), war beim Opus Dei ein gern gesehener Gast und dem seinerzeitigen Privatsekretär von Benedikt XVI. sehr zugetan, was in vielerlei Hinsicht auf Gegenseitigkeit beruhte.

Nachdem nun Marx Rothe gerettet und nach München geholt hatte, verhielt dieser sich im Bistum (zumindest öffentlich) über einige Jahre eher unauffällig und entwickelte sein bereits seit längerer Zeit gepflegtes Hobby, Destillate aus vergorener Getreidemaische zu konsumieren, zu einer Passion. So bot und bietet er regelmäßig Whisky-Pilgerreisen in die Herkunftsländer des edlen Gesöffs an, veröffentlicht Bücher zu dem Thema und entwickelte beinahe schon so etwas wie eine Whisky-Seelsorge inkl. thematischer Gottesdienste.

Zeit, das sich was dreht

Doch als die LGBT-Bewegung durch politische Akteure, die deren Themen spielten, sich für die Erfüllung möglichst vieler Forderungen der Community einsetzten und queere Stimmen unter den kirchlichen Mitarbeitern und Klerikern immer lauter und fordernder wurdee und zudem der unerträgliche und widerliche Missbrauchsskandal immer neue Gräueltaten und Versagen mancher Bischöfe in Vergangenheit und Gegenwart an die Oberfläche spülte, sahen Rothe und viele seiner queeren Genossen ihre Stunde offensichtlich gekommen.

Den “Synodalen Weg” hält Rothe zwar für para-kanonisch, undemokratisch und ein oligachisches Phantasieprodukt; soll heißen, die Nummer ist ihm auf der einen Seite zu elitär und weiterhin zu eng mit der Hierarchie der Kirche verknüpft – auf der anderen Seite aber nimmt er die bunten Wellen, die das Format auslöst, gern mit und schließt sich den Forderungen der Synodalen nach Einverleiben der Gendertheorie in Denken. Lehre und Recht der Kirche ebenso an wie der Kritik an Machtverteilung und Strukturen. Man kann Rothe mittlerweile als Star-Evangelisten der queeren Community bezeichnen, der wie Burkhard Hose (Würzburg) weit über sein Bistum hinaus in die Öffentlichkeit spricht und wirkt.

All das ist Kardinal Marx und seinem inner circle schon lange bekannt und nicht nur böse Zungen behaupten: wenn man in München nicht gesichert um Rothes Homosexualität gewusst hätte, wäre er 2010 im Erzbistum nicht aufgenommen worden, als dringend eine neue Verwendung für ihn gesucht wurde, um zu vermeiden, dass der seinerzeit (auch nach eigener Aussage) psychisch noch nicht wieder vollständig stabile Priester abrutschen würde.

Schaut Marx nur weg oder verteilt er Schulterklopfer?

Noch einmal: All das ist Kardinal Marx bekannt. Auch weiß ich gesichert, dass das Erzbistum die in den sozialen Netzwerken agierenden Klarnamenaccounts seines Klerus und seiner Mitarbeiter regelmäßig sichtet, ggf. auch bewertet und sichert.

Und so komme ich zur Frage in der Überschrift zurück: Was ist die Motivation von Kardinal Marx, dass er einem Priester seiner Diözese zum Beispiel Tweets folgenlos gestattet, die Kurienkardinäle und/oder Bischöfe diskreditieren, welche ideologisch und theologisch nicht auf Rothes Linie liegen.

Warum lässt Marx Rothe teilweise hetzerische Tweets gegen den Kölner Erzbischof Woelki unkommentiert zu?

Warum gestattet Marx Rothe offene Unterstützung für die seit vielen Jahrzehnten erwiesenermaßen in ihrem Kern christenfeindliche LGBT-Community?

Warum darf Rothe öffentlich mit der Frage spielen, ob er eine in München sehr bekannte Schwulensauna frequentieren solle oder nicht, die in einem Gastro- und Hotel-Komplex untergebracht ist, der bereits seit vielen Jahrzehnten (schon vor der Aufhebung des § 175 StGB) in der Szene sehr beliebt war?

Fühlt sich der Erzbischof für ein Outing zu alt?

Darauf gibt es nur zwei Antworten: Entweder ist Marx selbst homosexuell, mag vielleicht auch Schwulensaunen und ist eine zentrale Figur eines kleinen aber “feinen” episkopalen Homonetzwerks, dass weite Teile Europas und Nordamerikas umfasst – oder die platonische Liebe zu seinen Priestern geht so weit, dass er sich selbst dann nicht zu Maßregelungen durchringen kann, wenn offensichtlich ist, dass einer aus ihnen homosexuell ist und seine Sexualität auch aktiv auslebt – und zudem Haltungen vertritt, die mit der Sexualmoral der Kirche unvereinbar sind sowie permanent mit seinen Tweets immer tiefere Gräben zieht, statt sich wie ein guter Hirte an Heilungsversuchen zu beteiligen.

Na ja, es gäbe noch eine dritte Möglichkeit: Geld oder andere erhebliche geldwerte Vorteile, die Marx von welcher Seite aus auch immer geboten worden sein könnten, wenn er die Gendertheorie und sozialistische Forderungen (wie z. B. die Aufhebung des Zölibats und die Priesterweihe der Frau) gemeinsam mit anderen Gallionsfiguren in der Kirche Deutschlands nach vorne bringt.

Letzteres scheint mir allerdings abwegig. Ich bin fest davon überzeugt, dass Marx homosexuell ist. Beweisen lässt es sich (noch) nicht. Oder besser gesagt: Es ist klug, manche Informationen in der Schublade verschlossen zu halten, bis man spürt, dass der richtige Zeitpunkt gekommen ist, sie hervorzuholen. – Wie auch immer: Marx‘ Verhalten in den letzten Jahren (ähnliches sehen wir z. B. bei den Bischöfen Overbeck, Genn, Bätzing und Feige) legt nicht nur mit Blick auf die Causa Rothe “persönliche Betroffenheit” als Grund für sein Verhalten sehr nahe.

Geht mit Gott – aber geht!

Für jeden lehramtstreuen Katholiken werden Kleriker wie z. B. Bätzing, Marx, Rothe oder Hose Tag für Tag mehr zum Ärgernis; vor allem für jene, die mit ihrer Kirchensteuer diese Gestalten alimentieren, um anschließend von ihnen als stockkonservativ, ewiggestrig, homophob oder gar unchristliche verunglimpft zu werden.

Outet Euch, glaubt was ihr wollt und poppt so oft und an welchem Ort immer mit wem ihr wollt! Aber verlasst bitte die römisch-katholische Kirche. Konvertiert wohin auch immer oder macht Euer eigenes Ding auf. Aber beendet den Missbrauch des Labels “-römisch-katholisch”, das Euch nicht zusteht und das Ihr tief in Euren Herzen hasst, was Ihr ja auch immer wieder in kleinen Runden (wenn Ihr glaubt, dass Euch niemand zuhört, der nicht Eurer Gesinnung ist), zum Besten gebt.

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