Die Causa Kurschus: Der queere innerkirchliche Sumpf ist grausam und tief, aber nicht bunt!

Dr. PHIL.MEHRENS

Der Conservo-Gastautor machte die Probe aufs Exempel, schlüpfte in die Rolle eines besorgten Gemeindeglieds und warnte die EKD-Ratsvorsitzende Präses Dr. h.c. Annette Kurschus in drastischen Worten vor einer Vereinnahmung der kirchlichen Lehre durch die esoterisch eingefärbte „Regenbogen-Bewegung“.

Ausgehend vom Fall Felix Nmecha, des Fußballspielers von Borussia Dortmund, der „im Einklang mit der Bibel die Schöpfungsordnung Gottes von Mann und Frau bekräftigt“, im Internet Regenbogen-kritische Texte „positiv bewertet“ und sich damit den Vorwurf der „Queer- und Transfeindlichkeit“ und der „Homophobie“ eingehandelt habe, beklagte der Schreiber im August 2023 das Schweigen der Kirche zu dem offenkundigen Verstoß von Nmechas Arbeitgeber, dem BVB, gegen die grundgesetzlich garantierte Glaubens- und Gewissensfreiheit.

Die Regenbogenfahne ist Zeichen einer christenfeindlichen Ideologie

Es folgte eine kritische Auseinandersetzung mit der als „heidnisch“ eingestuften Regenbogen-Irrlehre, gipfelnd in der mit Nachdruck formulierten Forderung: „Hier muss die Kirche dringend gegensteuern“, ehe sie ganz vom „antichristlichen“ Denken übernommen werde. Die E-Mail schloss mit der fettgedruckten Forderung: „Niemand darf wegen seines Bekenntnisses zu Aussagen der Bibel in Deutschland berufliche Nachteile fürchten müssen. Dafür muss die EKD einstehen!“

Nicht immer schrill – Auch mit sanften Tönen wird die Gender-Ideologie vorangetrieben.

Doch Kurschus ist nicht umsonst Oberhäuptling der evangelischen Landeskirche geworden: Sie steht stellvertretend für ein abgehobenes Kirchen-Patriziat, das es nicht so mit der frommen Basis hat. Längst hat diese Kirche die Bodenhaftung verloren und schwebt, völlig losgelöst vom Apostolischen Glaubensbekenntnis, in Sphären, für die das Verwischen fundamentaler Unterschiede zwischen biblischer Lehre und meditativer Leere kennzeichnend ist. Ein Blick in die Programme von Kirchentagen oder Evangelischen Studentengemeinden (ESG) reicht, um die fundamentale Offenheit der EKD für Synkretismus und jede noch so absurde Zeitgeistströmung zu dokumentieren.

Der CSD und die Insignien des kollektiven Wahns

Und deswegen sind die Halligalli-Aufmärsche der Geschlechtsrevisionisten, die „Christopher Street Day“-Paraden, auch regelmäßig Anlass zur karnevalesken Verunstaltung von Kirchengebäuden mit den Insignien des kollektiven Wahns. Als Reaktion auf die Worte des sich als „besorgt“ ausweisenden EKD-Mitglieds und verdeckten Conservo-Ermittlers kam erwartungsgemäß also ein dröges Schreiben, verfasst von einer „Mitarbeiterin im Team Info-Service der evangelischen Kirche“, aus dem hervorging, dass „die Ratsvorsitzende Schreiben sehr wohl wahrnimmt, angesichts ihrer vielfältigen Aufgaben aber nicht persönlich antworten kann.“

Im Klartext: Kurschus hat den an sie gerichteten Brief gar nicht gelesen, weil sie mal wieder weit von wo auch immer schwebte. Ohne auf den Fall Nmecha auch nur mit einer Silbe einzugehen, antwortete die Kurschus-Mitarbeiterin in einer Kurzschlussreaktion, die Argumente selbst der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen im Dunkel dauerhaft durchgeknallter Sicherungen versinken ließ: Der Regenbogen, das sei ja nun nicht das Symbol einer anderen Religion und habe doch nichts mit New Age zu tun.

Falls aber wider Erwarten doch – denn in der Leere des Raumes ist das Symbol der gefährlichen Geschlechtsrevisionisten bekanntlich nicht entstanden –, so muss das in schönstem Schwurbeldeutsch so eingeordnet werden, dass..

man in der Auslegung und Wahrnehmung einzelner Aspekte des Glaubens oder auch der biblischen Botschaft unterschiedliche Sichtweisen haben kann. Darum ist es dann wichtig, gemeinsam im Gespräch zu sein und zu bleiben.

Jedoch: Die Einladung zu einem solchen Gespräch an den Schreiber, der doch ein massives Redebedürfnis an den Tag gelegt hatte, blieb aus.

Missbrauch durch Homosexuelle? Was nicht sein kann, das nicht sein darf!

Dass die mutmaßliche Vertuschungsaktion, der die vermeintlich gesprächsbereite EKD-Ratsvorsitzende jetzt ihr Amt kostete, einem homosexuellen Missbrauchsfall galt, ist zwar nicht mehr als eine Fußnote zu dem viel größeren Missbrauchsskandal, der seit Jahren die katholischen Glaubensgeschwister erschüttert. Er zeigt aber auch, dass homosexueller Missbrauch auch in der evangelischen Landeskirche ein noch weithin unterbelichtetes Problem ist, an das die Kirchenoberen auch nur ungern mehr Licht heranlassen möchten.

Zu viele heilige Kühe der ungeschriebenen EKD-Dogmatik, die sich aus linken universitären Zirkeln speist, müssten dann nämlich zum Schlachthof. Jesus als Weltenlehrer, die Bibel als humanistische Botschaft unter vielen, die sich praktisch-politisch in Pazifismus, Umwelt- und Menschenrechtsaktivismus manifestiert, bei dem die Befreiung der LGBT-Liga aus der fremdverschuldeten Unterdrückung eine feste Größe ist: das sind Auszüge aus dieser Dogmatik. Ausführlich dürften zu dem Thema Pastor i. R. Thies Gundlach und seine Lebensgefährtin Katrin Göring-Eckardt referieren können.

Die Energie, mit der das polit-klerikale Establishment möglichst rasch unter den Teppich zu kehren versucht, dass schon wieder ein homosexueller Missbrauchsfall ruchbar wurde, also ein Missbrauchsfall, der das Opfer-Narrativ der LGBT-Liga torpediert, ruft die skandalöse Kampagne in Erinnerung, mit der Deutschlands mediale Meinungsimperialisten vor fünf Jahren die große MHG-Studie zum sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche zu einem Problem der Theologie umgelogen und so zur Steilvorlage für den reformorientierten „synodalen Weg“ gemacht haben, der dem Vatikan wegen seiner Traditionsfeindlichkeit längst ein Dorn im Auge ist. Worum diese Rezeption einen Riesenbogen gemacht hat, ist der erschreckend hohe Anteil von Tätern mit LGBT-Hintergrund, der sich der Studie einwandfrei entnehmen lässt.

Sexuelle Gewalt durch queere Menschen ist bunt und deshalb nur halb so schlimm

In vier Teilprojekten hatten sich zwischen 51,3 Prozent (in der Studie mit der höchsten Dunkelziffer) und 80 Prozent (in der Studie, die die Autoren selbst für besonders „aussagekräftig“ halten) der des Missbrauchs Beschuldigten als homo- oder bisexuell einstufen lassen. Bis heute kann man nicht genug darüber staunen, wie nachhaltig es den Torhütern der öffentlichen Meinung gelungen ist, diese Kernaussage der Missbrauchsstudie zu vernebeln. Dass diese Verharmlosung homosexueller Gewalt erhebliche Risiken für die Jugendlichen birgt, die sich im Vertrauen auf leutselige Geistliche arglos in den kirchlichen „Schutzraum“ begeben, wurde auch in der protestantischen Kirche mit jener unbegreiflichen Nachsicht für die Täter übersehen, für die nach bisherigem Erkenntnisstand die Causa Kurschus ein weiteres trauriges Beispiel ist.

Der Name Kurschus steht für den Kurzschluss der EKD beim Thema LGBT. Ihren Regenbogen-Kotau ergänzt als weiterer Aspekt die Übernahme der typisch linken „Sexuelle Selbstbestimmung”- und „Reproduktive Rechte”-Nebelkerzen aus der Debatte um die vorgeburtliche Kindstötung (Pressemitteilung des EKD-Rats vom 11.10.2023). Wie überhaupt, ob bei Klima- und CoVid-Konformismus oder beim Ende des Pazifismus an der Grenze zu Russland, zwischen Kurschus und grüne Parteiideologie kein Blatt Papier passt. Ihr Rücktritt ist also, im klerikalen Jargon ausgedrückt, ein Segen.

Nur wird unter ihrer Interims-Nachfolgerin, der Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs, die voraussichtlich noch ein Jahr im Amt bleiben wird, natürlich nichts besser. Fehrs ist Bischöfin in Hamburg. Und in Nordelbien ist die Landeskirche am weitesten weg vom Pietismus, der einzigen Chance auf Besserung in einer morbiden Kirche. Der Mitgliederschwund zeigt: Die EKD gleicht immer mehr einem sinkenden Schiff, bei dem nur die pestkranken Ratten an Bord bleiben.

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