Griechenland: Wir haben gewonnen! – Wirklich?

Nun wird wieder gejubelt und gefeiert. Alle haben gewonnen! Griechenland ist im Viertelfinale der Europameisterschaft, Deutschland auch. Also: „Wir haben gewonnen!“

Aber wo gespielt wird, gibt es auch Spielverderber. Manche unter den Jublern scheinen offenbar Fußball mit Politik zu verwechseln. So achtbar der Erfolg bei der EM auch sein mag, für die Griechen dürfte er allenfalls Anlaß sein, einen Ouzo zu kippen – und dann wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzukommen. Das Land hat nämlich allen Kredit verspielt. Auch halbblinde „Europäer“ spielen sich jetzt auf, die Euro-Befürworter hätten die Parlamentswahl gewonnen. Welch ein  Sieg! 30 Prozent konservative Nea Dimokratia gegen 27 Prozent Linke, eine Parlamentsmehrheit von 162 (von 300)  Sitzen – eine wacklige Mehrheit, mit tief geschockten Sozialisten (Pasok) im Beiboot. Die Griechen sind auch nach der zweiten Parlamentswahl innerhalb weniger Wochen noch immer tief gespalten. Nach dieser Wahl sind die Hellenen auch nicht klüger als vor der Wahl. Noch schlimmer: Das Land, das sich gestern für seine Fußballsiege feiern ließ, wacht heute als Bettler vor den europäischen Thronen auf.

Ja zum Euro, Ja zu Europa – so sieht es nur scheinbar aus. Die Wirklichkeit heißt nämlich: Sparpaket, Ärmel aufkrempeln, Privilegien abschaffen, überhaupt: mehr schaffen. Und da schrumpft das laute JA zu einem kleinlauten „JAIN“. Die Probleme sind erdrückend, die Aufgaben kaum lösbar. In einem Punkt ist der deutschen Kanzlerin zuzustimmen: Mit der bisherigen Praxis ´versprochen – gebrochen – nichts passiert` müsse endlich Schluß sein, sagte sie. Und fügte an: „So geht das in Europa unter keinen Umständen weiter.“ Wahrlich brav gesprochen!

Das Ende des Euro

Die griechischen Wahlsieger haben also nichts zu feiern. Noch im Juni muß der Staat Milliardenbeträge zusammenkratzen, um auch nur Löhne und Renten bezahlen zu können. Im August klopfen die internationalen Gläubiger an der Griechen Pforte und verlangen ihr Geld. Zugleich muß innerhalb weniger Tage eine Regierung, zumindest ein Ministerpräsident, gewählt werden; denn wenn  auf dem nächsten EU-Gipfel in zehn Tagen nur ein Interims-Vertreter den griechischen Staat verträte, wäre dies ein miserables Signal der Zerrissenheit, mit dem das Land seine letzten Freunde verprellen würde. „Europa“ müßte quasi ein politischer Quantensprung gelingen. Fiskal-Union, Banken-Union, politische Union, gemeinsame Steuer- und Haushaltspolitik, Harmonisierung der Sozialpolitik etc. Eine Herkules-Aufgabe.

Aber brauchen wir das wirklich? Frankreich, Italien, Spanien, Portugal – sie alle stehen letztlich vor den gleichen Problemen – dem sorglosen Umgang mit Steuergeldern, der auch die Griechen in die Knie gezwungen hat. Das Signal aus Frankreich, das die dortigen Wähler am Sonntag gegeben haben, läßt zwar Monsieur Hollande jubeln – aber ist zugleich eine klare Absage an eine seriöse Fiskal-Politik. Sollen wir „Nord-Europäer“ uns das auch noch antun? Da die Hoffnung auf eine Umkehr der feierfreudigen Südländer wohl vergebens ist, bleibt nur das Ende des Euro als Lösung – zumindest die Suspendierung strauchelnder EU-Länder aus dem Euro-Verbund.

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