Ein Schmock: Richard Herzinger – Winkeljournalist der “Welt“

(www.conservo.wordpress.com)

Von altmod *)

altmod
altmod

Der von mir herzlich aber auch beschwerlich geschätzte Henryk M. Broder pflegte einst eine Kolumne mit der Bezeichnung „Schmock der Woche“. Dass er sich dem nicht weiter widmete, begründete er damit: „Ebenso wie bei Bundeskanzler-Kandidaten, Parteivorsitzenden und ARD-Intendanten ist auch bei den Schmöcken die Personaldecke ziemlich dünn. Auf den hinteren Rängen tummeln sich etliche, die ihre Ersparnisse hergeben würden, um zum Schmock der Woche geadelt zu werden, aber vorne, da sieht es aus wie bei der Jahrestagung der Gesellschaft für fairen Wettbewerb, Sektion Timbuktu.“

Dünne Personaldecke bei den Schmöcken?

Vielleicht war es dem guten Henryk inzwischen zu kräftezehrend geworden, immer wieder einen Schmock auszuloben, da man doch in den Zeiten von Euro- und Flüchtlings-Krise, zu AfD mit Pegida etc. bei der Lügenpresse, täglich zigfach fündig wird.

Das Redakteurs- und Kommentatorengeblüt des Springerverlags ist ja besonders gesegnet mit schmierigen Federsklaven. Ich denke da an den angeblich konservativen Kolumnisten Alan Posener und Jaques Schuster („Chefkommentator“) von der WELT an Franz-Josef Wagner und seinen Chef, den Bin Laden des Boulevards von BILD – Kai Dieckmann.

Nicht zu vergessen Richard Herzinger, der aktuell für die WELT einen Kampfaufruf gegen die „grölenden Wutbürger“ verfasste.

In seinem neuesten Pasquill (Pasquill (ital.) = Schmäh- und Spottschrift) ergründet Herzinger:

„AfD, Pegida & Co – es hat (sich) eine beängstigende Sprache breitgemacht. Vermeintliche politische Saubermänner setzen sich an die Spitze von enthemmten Einpeitschern, Aufwiegelung zur Gewalt wird hoffähig.“

Er beschwört in seinem Pamphlet den „Kanon der bürgerlichen Tugenden“, die ihm beim bald scheidenden US-Präsidenten Obama noch gegenwärtig scheinen, indes meint er: „Dass diese heutzutage nicht mehr allzu weit verbreitet sind, zeigt sich nicht nur am Verhalten der Akteure auf dem politischen Feld, und beileibe nicht nur in den USA. Auch bei uns ist eine Verrohung der Sitten und Umgangsformen im alltäglichen wie im politischen Leben festzustellen. Das schlägt sich nicht nur in Fluten von Hassausbrüchen und Pöbeleien in Onlinekommentarspalten und sozialen Medien nieder.“

Es ist schon extravagant, wie er seine Überlegungen zur „Moral der Bourgeoise“,zur “Erosion grundlegender Gebote des Anstands“, dem „Verlust für und die Achtung vor zivilisatorischen Grenzen“, dem „Außerkraftsetzen essenzieller Schutzmechanismus freier Gesellschaften“ in einen Topf wirft mit „Schockierenden Bildern, wie die aus Clausnitz, wo eine tobende Menge wehrlose Menschen in Angst und Schrecken versetzte …“ – „wo Bürger das Gefühl für und die Achtung vor zivilisatorischen Grenzen verlieren“ – wo “besorgte Bürger” nichts mehr dabei finden, sich zu Aktionen mit rechtsradikalen Einpeitschern zu vermischen“.

Nicht die etablierten „Akteure auf dem politischen Feld“ klagte er an: „Das Produkt dieser Mutation ist der “Wutbürger” und „deren bevorzugte Parole lautet: “Wir sind das Volk““.

Diese Parole sei missbraucht, denn im „demokratischen Rechtsstaat“, wie Herzinger ihn versteht, „verwandelt sich dieselbe Parole … in den Ausdruck einer antidemokratischen, kollektivistischen Geisteshaltung.“ Er spricht von einer „Okkupation des Slogans durch eine gleichgerichtete, durch keine demokratische Legitimation dazu ermächtigte Minderheit“.

Mit einem leidigen Geschwurbel über die „mühsamen institutionellen Aushandlungen von Kompromissen, (die) zwischen unterschiedlichsten Interessen und Ansprüchen stehen“ möchte er also jedwedem anders Gesinnten das Recht zur Empörung und letztlich auf Meinungsäußerung absprechen.

Herzinger gibt sich als Anwalt der „repräsentativen“ Demokratie, nämlich einer Oligarchie, wie sie von en westlichen „demokratischen“ Eliten und deren Sprachrohren unterdessen verstanden wird.

Prof. Mausfeld, schon in meinem letzten Beitrag zitiert (siehe: https://www.conservo.blog/2016/03/02/das-schweigen-der-laemmer-oder-die-verunsicherung-der-buerger/), stellt fest: „Demokratie (soll) eher die Form einer durch geeignete Experten gelenkten ‚Zuschauerdemokratie‘ („spectator democracy“) annehmen als die einer partizipatorischen Demokratie. In einer Zuschauerdemokratie lässt sich die Illusion der Demokratie aufrechterhalten und zugleich eine Stabilität des gegenwärtigen Status politischer Eliten gewährleisten … Die von den herrschenden Eliten gewünschte Zuschauerdemokratie lässt sich … nur erreichen, wenn die Bevölkerung weitgehend entpolitisiert ist und von politischer Lethargie und moralischer Apathie befallen ist.“

Das scheint mir das eigentliche Ziel von Eliten-Knechten wie Herzinger und Konsorten: den Bürgern das grundgesetzlich gewährte Recht auf Auflehnung abzusprechen.

Liege ich da verkehrt?

Herzinger hat sich in der Vergangenheit häufig als Scharfmacher, Kriegshetzer und US-Steigbügelhalter gezeigt.

Für ihn war z.B. klar: „die Kriegsachse Moskau–Teheran–Damaskus produziert neue Flüchtlingsströme.“ und „Der Westen kapituliert vor Putins Schachzügen“.

„Geschichtsfälschung, Manipulationen und Lügen gehören zum Werkzeug dieses berufsmäßigen Russland-Hassers und Kriegshetzers, der noch immer im letzten Jahrhundert lebt. …“ schreibt denn der russische Propagandablog NewsFront.

Die wohl ebenfalls aus Russland gesteuerte Internet-Plattform RT stuft ihn unter „Die schlimmsten deutschen Medien-Lügner“ ein,

Man ist geneigt, sich dem russischen Urteil anzuschließen, wenn man die aktuellen und früheren publizistischen Ausflüsse dieses Schreibknechtes und Meinungsspalters kennt.

Seine einst so renommierten Bekenntnisse zur „offenen Gesellschaft“ sind einer Kampfrhetorik gegen eben diese gewichen – man muss nur seine Aussagen der Setzwaage überantworten.

Ich sollte jetzt nicht ins Höchstselbste abdriften. Aber es sei mir erlaubt, darauf hinzuweisen, dass wir alle alt werden und dass wir jenes, was uns aus dem Spiegel entgegensieht, nicht immer höchstselbst als pläsierlich empfinden. Richard Herziger – Jahrgang 1955 – ein in der 68er-Tradition sozialisierter und alimentierter Karrierejournalist, erscheint nicht nur phänotypisch vorgealtert, früh-vergreist.

Aber, muss man seine Geisteshaltung dem altersgewandelten Erscheinungsbild anpassen, besonders wenn es der Beschaffenheit einer schielenden und verschimmelten Dörrpflaume entspricht?

Gott bewahre es uns!

Und er verzeihe mir meine Bosheit.

**) Schmock: ein aus dem Jiddischen stammendes Wort, das entweder einen Tölpel bezeichnet oder einen unangenehmen Menschen mit weiteren bestimmten Eigenschaften, meist einen Mann der gehobenen Gesellschaft. Auch eine Verwendung im Sinne von „leeres, geschwollenes Gerede“ lässt sich belegen. (http://de.wikipedia.org/wiki/Schmock)

*) „altmod“ ist Blogger (altmod.de), Facharzt und Philosoph sowie regelmäßiger Kolumnist bei conservo

www.conservo.wordpress.com

6.3.16

Über conservo 7863 Artikel
Conservo-Redaktion