Von Philolaos *)
Im Zeitraffer und aus der Vogelperspektive wirft Wolfgang Burgdorf ein erhellendes Schlaglicht auf Entwicklungen und Realitäten im Islam.
“Oft hört man aus der arabischen Welt Klagen über westliche Dominanz und Unterdrückung. Man darf sich fragen, wer wen seit Jahrzehnten zwingt, dem anderen einen Großteil des eigenen Wohlstandes für eine schmierige Flüssigkeit zu überlassen. Und was ist aus diesen Reichtümern geworden? In den vergangenen sieben Jahrzehnten hätten die reichen islamischen Erdölstaaten das beste Universitäts- und Bildungssystem der Welt aufbauen können. Sie hätten auch ihre ärmeren islamischen Brüder mit Bildungsinstitutionen beglücken können. Die islamische Welt wäre „dem Westen“ heute haushoch überlegen. Auch die reichsten Universitäten in Amerika hätten mit dem Ölgeld der Araber nicht konkurrieren können. Die islamischen Länder hätten „den Westen“ in fast allen Disziplinen weit hinter sich gelassen.
“Aber – sie haben sich anders entschieden. Statt Universitäten zu gründen, finanzierten sie Koranschulen von Nigeria bis Indonesien. Statt ihre Jugend auszubilden, schufen sie mit unfassbaren Summen eine globale Selbstverdummungsindustrie. Indonesien war einst ein vielversprechendes Schwellenland. 2003 wurde in der ersten Provinz, in Aceh, die Scharia eingeführt. Dort liegen nun die Wirtschaft und das höhere Bildungssystem am Boden. Möglicherweise wird Indonesien zu einem neuen Pakistan oder Afghanistan. Die wahhabitische Auslegung des Korans, selbst erst eine Erfindung des 18. Jahrhunderts und vor der Entdeckung des Erdöls nur von regionaler Bedeutung, war Indonesien bis in die jüngste Zeit fremd. Sie kam mit den Koranschulen ins Land, die von religiösen Stiftungen aus den Golfstaaten finanziert werden. Die gleichen Stiftungen, die den zivilgesellschaftlichen säkularen Arabischen Frühling abwürgten, indem sie islamische Gruppen mit Geld und Waffen überschütteten. Ähnliches geschah auf der anderen Seite der Welt in Westafrika. Boko Haram, die Geisel Nigerias und seiner Nachbarstaaten, heißt so viel wie: Westliche Bildung ist Sünde. Mohammed Yusuf, der Gründer der Sekte, lehnte sogar die Vorstellung der Kugelgestalt der Erde als „westlich“ ab. Seine Anhänger kann man als ‚Generation Koranschule‘ bzw. ‚Generation Dschihad‘, bezeichnen. Finanziert werden sie aus Saudi-Arabien. Wo sich die Koranschulen ausbreiten, verfällt das säkulare Schulsystem. Sicherlich sind hier auch andere soziale und wirtschaftliche Gründe zu nennen. Aber der Erdölreichtum, mit dem die globale islamische Selbstverdummungsindustrie finanziert wird, ist ein Hauptproblem. Heute multipliziert sie sich mit Hilfe des Internets exzeptionell. Verblödung ganzer Generationen nach dem Schneeballsystem. Die Perspektivlosigkeit junger arbeitsloser Moslems zu besiegen, ist nicht allein die Jahrhundertaufgabe Europas. Es wäre zunächst die vornehmste Aufgabe der Golfstaaten, die dafür auch über weit mehr Mittel verfügen als Europa. Aber sie versagen. …..Es gab und gibt keine herausragenden wissenschaftlichen Leistungen in der islamischen Welt, bis auf die frühmittelalterliche Medizin, philosophisch- literarische Übersetzungen aus dem Griechischen zur selben Zeit. Keine patenttaugliche Erfindung, die etwas zum Wohl der Menschheit beigetragen hätte, stammt aus der islamischen Welt. Das sollte man durchaus bedauern.
Burgdorf weiter: Die Wahhabitische Verblödungsindustrie mit ihren Koranschulen, der militanten Simplifizierung und dem Eintrichtern von sogar unter Gelehrten höchst strittigen Suren rund um die Welt führt zu einer enormen kulturellen Verarmung zunächst der Moslems, und da sie wenn sie die Macht dazu haben, schnell zur Zerstörung noch vorhandener Kulturgüter übergehen, zur kulturellen Verarmung der Menschheit. Es gibt hierauf nur eine Antwort: Weg vom Öl! Grüne Energie ist die beste Entgegnung auf die einfältige Kultur der Saudis. Wäre die Welt ehrlich zu sich selbst, müsste sie die Araber am Golf boykottieren. Aber vielleicht ist es schon zu spät. Die Ölscheichs haben sich bereits in viele unserer führenden Wirtschaftsunternehmen eingekauft und betreiben dies weiter. Viele Immobilien in unseren Großstädten sind in arabischer Hand. Europa, Europas Muslime müssen dem ein aufgeklärtes Islamverständnisses entgegensetzen. Man muss jungen Menschen vermitteln, warum bleibende Entscheidungsfreiheit attraktiver ist als einmalige Unterwerfung.
Burgdorf scheint davon auszugehen, dass islamische Stagnation etwas Besonderes ist, und dass Zivilisationen normalerweise aufblühen würden, wenn nur die Individuen genügend Freiheit haben. Dem entgegenzuhalten wäre, dass auch andere Zivilisationen in jahrtausendelange Stagnation verfallen sind, und im Zuständen wie England zur Zeit des Thomas Hobbes oder Syrien heute zunächst andere Werte als Freiheit wichtig sind. Das Monumentalwerk “Political Order and Political Decay” von Francis Fukuyama weist der Freiheit in der Entwicklung von Nationen und Zivilisationen eine nachrangige und zweischneidige Stellung zu. Beim Islam kommt etwas anderes hinzu. Winston Churchill hat seinerzeit beobachtet, wie der Islam wichtige menschliche Tugenden und Fähigkeiten lähmt und wirtschaftliche Inkompetenz und Lethargie dort verbreitet wo er herrscht. Andererseits begünstigt der Islam kriegerischen Mut, und die Christenheit wäre längst vom Islam besiegt worden, wenn das Christentum wirklich das Sagen gehabt hätte. Paul Weston hat diese Passagen aus Churchills Werken kürzlich auf einem öffentlichen Platz vorgelesen und wurde dafür sehr schnell wegen antiislamischer Hetze von der Polizei verhaftet. Auch andere Autoren stellen fest, dass der Islam nicht nur in Europa stets vornehmlich eine Unterschichtenreligion gewesen sei. Der islamische Memplex funktioniert anders als andere Religionen.
Es wird gerne betont, dass die ersten Jahrhunderte des Islams von kultureller Blüte gekennzeichnet gewesen seien. Dem ist wiederum entgegenzuhalten, dass in diesen ersten Jahrhunderten der Islam über christliche, zoroastrische und andere nicht-islamische Gesellschaften herrschte und diesen in seinem Ordnungsrahmen die Fortsetzung ihrer vorherigen Blüte erlaubte, die dann aber später in dem Maße zugeschnürt und abgewürgt wurde, wie sich unter dem Druck der Dhimmi-Benachteiligung immer größere Bevölkerungsteile dem Islam unterwarfen. Diesen Unterschichten erzählen zu wollen, dass sich solche Unterwerfung nicht lohnt, erscheint aussichtslos, wo sie doch gerade mit der Erlangung von Bürgerrechten und Privilegien einherging. Zur Verbrennung der Bibliothek von Alexandria und anderen antizivilisatorischen Gewaltakten, wie wir sie in der Neuzeit aus Bhamiyan, Palmyra und Nordnigeria kennen, kam es erst in dem Maße, wie die Islamisierung nach und nach vollzogen war und weniger machttaktische Kompromisse eingegangen werden mussten. Aber auch ein derartiges Umkippen einer ganzen Gesellschaft unter eine monopolistische Doktrin ist in der Weltgeschichte normal. In Westeuropa war es der Katholizismus, in China der Konfuzianismus, der eine immer festere Monopolstellung einnahm und dabei immer weiter verknöcherte. Dass diese Verknöcherung aufbrach, war eine europäische Besonderheit, die auch viel damit zu tun hat, dass Europa ein Kontinent ist, auf dem stets mehrere Staaten gegeneinander konkurrierten und keiner alles monopolisieren konnte. Dies änderte sich erst 1945. Seitdem beobachten wir auch in Europa eine von Jahrzehnt zu Jahrzehnt fortschreitende Verfestigung des Einheitsdenken (la pensée unique), wie es etwa Éric Zemmour 2014 in “Le Suicide Français” (Der französische Selbstmord, Die Vier Jahrzehnte die Frankreich abschafften) nachzeichnet.
Wichtig für die Entwicklung einer Zivilisation sind ferner andere Faktoren, die hier in der Rechnung nicht berücksichtigt werden, wie etwa natürliche Ressourcen, Geographie, Geburtenraten, Bevölkerungsentwicklung und Selektionsdruck. Noch ganz andere Faktoren stellt wiederum das Buch “The Bottom Billion” von Paul Collier in den Vordergrund, der erklären will, warum Afrika und seine Umgebung den Anschluss an die Entwicklung Asiens verpasst haben und in einen Abwärtsstrudel geraten. Er schafft es, wesentliche Probleme der wirtschaftlichen und politischen Entwicklung dieser Länder zu beschreiben, ohne über den Islam und die Bevölkerungsynamik zu reden. Schließlich stellen Autoren wie Michèle Onfray in der Nachfolge on Spengler, Toynbee, Gustave Le Bon einen Untergang des Abendlandes als eine Art Verglühen einer Zivilisation, die ihr Sendungsbewusstsein und stabilisierende Elemente wie den Patriarchalismus verloren hat, was sie besonders schwach gegenüber dem noch virulenten Islam macht.
Durch die Zusammenschau all dieser Probleme ergibt sich eine Forderung, die viel wichtiger als der Verzicht auf saudisches Öl erscheint: Verzicht auf eurozentrische Pseudomenschenrechte der Nachkriegszeit, die in der Genfer Flüchtlingskonvention und Europäischen Menschenrechtskonvention ihren Niederschlag fanden und seitdem von Jahrzehnt zu Jahrzehnt eine immer monopolistischere Stellung im hiesigen Diskurs einnehmen, obwohl sie schon früh als realitätsfern erkannt wurden.
Der linke SPD-Politiker Martin Neuffer schrieb 1982 in seinem Buch “Die Erde wächst nicht mit” das Wesentliche:
Dies bedeutet, daß auch das Asylrecht neu geregelt werden muß. … Es ist eine Illusion, zu meinen, die Bundesrepublik könne in dieser Lage ihre Grenzen für alle Asylanten der Erde weit offen halten. Sie könnte es schon nicht annähernd für die unübersehbare Masse der echten politischen Flüchtlinge. Sie wäre aber auch überhaupt nicht in der Lage, zwischen echten und den Fluten der unechten Asylsuchenden zu unterscheiden. Eine solche Unterscheidung verlöre von einem bestimmten Punkt an auch jeden Sinn. … Es bleibt uns keine andere Wahl, als das Asylrecht drastisch einzuschränken. Damit sollte aber nicht so lange gewartet werden, bis die ersten Millionen schon hier sind und die Binnenprobleme bereits eine unlösbare Größenordnung erreicht haben. Wir müssen die Frage unverzüglich diskutieren und entscheiden.
Realitätsfern ist auch die schöne Idee von Bernd Lucke und anderen, um Europa herum eine Prosperitätszone aufzubauen, in der die Genfer und Straßburger Pseudomenschenrechte gelten und die deshalb das Elend Afrikas als Puffer von Europa abschirmen kann. Wir müssen uns vielmehr damit abfinden, dass Wohlstand, Freiheit, Menschenrechte und dergleichen einen besonderen Glücksfall in der von Elend und Stagnation geprägten Weltgeschichte darstellen, der auf konkreten Voraussetzungen beruht, die es durch konkrete Mauern und Schiffe zu schützen gilt. Da dies im Rahmen der herrschenden “europäischen Werte” unmöglich erscheint, muss Europa sich wahrscheinlich vom Turmbau zu Brüssel verabschieden, was ohnehin seiner nicht-monopolistischen Tradition entspräche.
* (Original: https://pegidabayern.com/2016/04/21/burgdorf/
- April 2016