Da waren einmal ungestüme, frische, unverbrauchte junge Männer (und Frauen), die glaubten, die Gesellschaft entern zu können. Mit allerlei „frischen Ideen“ versuchten sie, das politische System aufzumischen. „Basis-Demokratie“ – die Grünen von einst lassen grüßen -, „ständiger Parteitag“, permanente Öffentlichkeit – so hießen die Schlagworte. Alles gescheitert.
Heute sind die Piraten nur noch ein Abziehbild ihrer Urväter. In parlamentarischen Gremien, in denen sie vertreten sind, spielen sie praktisch keine Rolle. Ideen für die Gesellschaft haben sie nicht, Zustimmung verlieren sie und vegetieren bei rund zwei Prozent potentiellem Wahl“volk“, profilierte Köpfe laufen weg. Ein völlig exaltierter „politischer Geschäftsführer“ (Po-nader) gab den Sargnagel. Jetzt wurde er geschaßt. Und die Trümmer seines Wirkens dürfen jetzt besichtigt werden.
Auf ihrem Parteitag vor einigen Tagen rafften sie sich immerhin zu einem Wahlprogramm auf, und was für einem! Allerlei wirres „basisdemokratisches“ Zeug, aber nichts Brauchbares für den politischen Alltag. Finanzkrise? Wohl noch nicht gehört! Eurostabilität? Verstehen wir nichts von! Steuerdebatte? War da was? Außen- und Verteidigungspolitik? Es gibt doch Wichtigeres! Mit solchen Randfragen beschäftigen sich Piraten erst gar nicht.
Selbstzerfleischung ist viel interessanter. Lieber die Köpfe verbrauchen als brauchbare Ideen produzieren! Piraten sind Freibeuter – mehr nicht. Einen vernünftigen Grund, die Piraten zu wählen, haben sie in Neumarkt, dem Ort ihres Parteitages, nicht zustandegebracht. Schade vielleicht. Aber, wer fair bleiben will: „de mortuis nihil nisi bene!“ (Über die Toten nichts als Gutes!“ – Das möge der Gnade genug sein.